RosAtom_logoMoskau: Schlechte Geschäfte auf dem Uranmarkt. Die Hoffnung russischer Atomunternehmen ruht auf dem welt- weiten Neubau von Atomkraftwerken.

Während die weltweiten Uran-Geschäfte Moskaus zur Zeit auf niedrigerem Niveau dümpeln, geht das russische Atomunternehmen Rosatom davon aus, sich die Aufträge für rund zwanzig Prozent der weltweit neu zu errichtenden Atomkraftwerke sichern zu können.
Der Konzernsprecher Sergej Nowikow teilte am Mittwoch in Moskau mit. „Wir sehen keinen Sinn, in die Förderung von Uran zu investieren, bis sich die Konjunktur verbessert hat. Die laufenden Fördermengen sind vollkommen ausreichend.“ Zuvor war bereits bekannt geworden, dass Rosatom mehrere Projekte im In- und Ausland wegen sinkender Uranpreise einfrieren wird. Ob dies mit den gegenwärtigen politischen Ost-West-Spannungen zusammenhängt oder wirklich nur mit dem Uranpreis zu tun hat, ist vorerst nicht verlässlich erkennbar. Rosatom teilte jedenfalls mit, sollten sich die gegenwärtigen politischen Risiken zuspitzen könnten russische Unternehmen die eigene Urangewinnung ab 2020 aktivieren.
Der Generaldirektor der Tochter des Energiekonzerns Rosneft erklärte zugleich „Die Rohstoffbasis der russischen Atombranche reicht aus, um reibungslose Uranlieferungen für die nächsten 60 Jahren zu sichern.“ 13.11.14 RosneftRosneft-Chef Igor Setschin gilt als einflussreicher Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin. Der Konzern, der nach eigenen Angaben über die weltweit zweitgrößten Uranreserven verfügt, realisiert auch mehrere Projekte in der zentralasiatischen Republik Kasachstan. Das Land von Nursultan Nazarbajew hat sich auch als einziges Land angeboten, um dort in einer gesicherten Atomanlage den Uranschatz der Internationalen Atom-Energie-Agentur zu horten, den die sich zur Sicherung der Brennstoffvorräte von Mitgliedsländern zulegen soll. Hortet Kasachstan künftig das angereicherte Uran der IEAO?
Freundlicher sieht es laut russischen Konzernaussagen angeblich beim Atomkraftwerksbau aus. Der russische Vizepremier Dmitri Rogosin wies am Freitag vergangener Woche während einer Aufsichtsratssitzung darauf hin das Auftragsvolumen der staatlichen Atomholding Rosatom im Ausland habe am 1. Januar 2012 noch bei 50, 2 Milliarden gelegen.

Dimitri Rogosin: Umsatz kräftig gestiegen
Dimitri Rogosin: Umsatz kräftig gestiegen

Inzwischen betrage es für die nächsten zehn Jahre 69,0 Milliarden Dollar. Dem Rosatom-Chef zufolge verfügt der Konzern gegenwärtig über ein Programmpaket für den Bau von 29 Energieblöcken, zehn davon sollen in Russland und zwölf im Ausland errichtet werden. Dazu kämen bereits unterschriebene Verträge über den Bau von sieben weiteren AKW-Blöcken deren Ansiedlung nicht näher bezeichnet wurde.
Anfang Oktober hatte Rosatom mit dem Bau des ersten Atomkraftwerkes in Bangladesch begonnen. Russland und Bangladesch hatten im November 2011 ein Abkommen zum Bau des Kraftwerks Ruppur unterzeichnet. Die Anlage mit einer Gesamtfläche von 104 Hektar soll auf dem östlichen Ufer des Ganges entstehen und aus zwei Reaktoren von jeweils mindestens 1000 MW bestehen. Die Inbetriebnahme ist für 2018 geplant. Bangladesh hat für die Auftragvergabe einen russischen Kredit in der Höhe bis zu zehn Milliarden US-Dollar erhalten

Die „Kernbrennstoff-Division“ der russischen Atomholding Rosatom soll bis 2030 ihren Erlös von sechs Milliarden US-Dollar im Jahr 2011 auf 16 Milliarden US-Dollar steigern. Auch hier bleiben bei der Schilderung der wirtschaftlichen Zukunftsbetrachtung die gegenwärtigen politischen West-Ost-Spannungen nicht unerwähnt. So heißt es in einer Mitteilung der ‚Kernbrennstoff-Division‘: „Ungeachtet der politisch motivierten Einschränkungen in Bezug auf russische Erzeugnisse in einigen Ländern und der verstärkten Konkurrenz auf dem globalen Markt soll die Division den Marktanteil von 25 auf 32 Prozent auf dem Basismarkt im Anfangsstadium des Kernbrennstoffzyklus erhöhen.“
Zur Kernbrennstoff-Division von Rosatom gehören die Aktiengesellschaft TWEL und die Aktiengesellschaft Techsnabexport. Das Rosatom-Brennstoffunternehmen TWEL wurde, laut Aussage des Konzerns, für die Steigerung ihrer Konkurrenzfähigkeit auf dem globalen Markt gegründet. Techsnabexport liefert russische Uranerzeugnisse und sichert angeblich mehr als ein Drittel des Bedarfs der Atomkraftwerke der USA, Westeuropas und der Länder der Asiatisch-Pazifischen Region.