Gazprom-Vizevorstandschef Alexander Medwedew: Was bezweckt der Vizevorstandschef mit der Bekanntgabe des durchschnittlichen Gaspreises für Europa?
Gazprom-Vizevorstandschef Alexander Medwedew: Was bezweckt der Vizevorstandschef mit der Bekanntgabe des durchschnittlichen Gaspreises für Europa?

Der durchschnittliche Exportpreis des russischen Gasmonopolisten Gazprom wird in der Wintersaison 2015/2016 voraussichtlich 195,9 Euro pro 1.000 Kubikmeter betragen, wie Gazprom- Vizevorstandschef Alexander Medwedew jetzt auf einer Pressekonferenz ankündigte. Er läge damit um fast 20 Euro höher als das Gas das nach den befreundeten Ländern Weißrussland, Armenien und Transnistrien geliefert wird.
Umwelt-Energie-Report (U&E) hat zunächst bei Deutschlands größtem  international tätigem Öl- und Erdgasproduzenten Wintershall angefragt was Medwedew denn mit der Preisankündigung bezwecke, immerhin gibt es für jedes Land und jeden Erdgasbezieher unterschiedliche Preise. Wintershall-Sprecher Stefan Leunig verwies uns an die Russen: “Da müssen Sie schon bei Gazprom direkt fragen.” Gazprom-Germania-Sprecher Möller erklärte auf unsere Nachfrage er werde sich kurzfristig mit einer Antwort zurückmelden. Wir haben tagelang vergeblich auf seine Antwort gewartet.

Das teuerste Gas geht nach Bosnien …
Zum Preis für die Lieferungen nach Europa ergänzte Medewedew zwar:„Das ist eine Prognose, die geändert werden kann.“ Trotzdem: Medwedew zufolge soll der Gaskonzern im Jahr 2015 zirka 158 Milliarden Kubikmeter Gas zu dem oder einem ähnlichen Preis nach Europa exportieren.

Das teuerste Gas, heißt es in einem Bericht der Ost-news werde nach Makedonien, Bosnien, Slowenien, Polen, Tschechien und Bulgarien geliefert. Der Preis für diese Länder betrage um 500 $ pro 1.000 Kubikmeter, das sind fast 443,00 Euro.

EU bereitet Kartellverfahren vor
Seit April bereitet die Europäische Union ein Kartellverfahren gegen Gazprom vor.

Die dänische Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager (46): Sie bereitet das Kartellverfahren gegen Gazprom vor ...
Die dänische Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager (46): Sie bereitet das Kartellverfahren gegen Gazprom vor …

Die EU-Wettbewerbs-kommissarin Margrethe Vestager erhebt den schweren Verdacht Gazprom könnte die EU-Kartellvorschriften verletzt haben, indem es seine beherrschende Stellung auf den EU-Gasmärkten missbraucht. „Wir haben den Eindruck, dass das Unternehmen künstliche Schranken aufgestellt haben könnte, die den Erdgastransport aus bestimmten mittel- und osteuropäischen Ländern in andere verhindern und somit den grenzübergreifenden Wettbewerb behindern. Durch die Trennung der nationalen Gasmärkte konnte Gazprom Preise verlangen, die wir derzeit als nicht angemessen betrachten. Sollten sich unsere Bedenken bestätigen, so müsste Gazprom die rechtlichen Konsequenzen seines Verhaltens tragen.“

Harte Strafen für Gazprom?
Sollte es zu einem Kartellverfahren kommen könnten sich die 28 Kommissare für eine Geldstrafe von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes von Gazprom entscheiden. Die in Moskau ansässige russische Zeitung Wedemosti (*siehe unten) beziffert den Gazprom-Umsatz mit 150 Mrd. US-Dollar im Jahr 2013. Der russische Gaskonzern kann vor dem Europäischen Gerichtshof dagegen klagen. Die Strafen würden jedoch unmittelbar wirksam.
*Die Zeitung ist ein Gemeinschaftsprojekt von Financial Times, The Wall Street Journal und dem russischen Verlagshaus

Lesen Sie zum Artikel auch unsere Berichte: Harte Strafen für Gazprom? und EU schießt scharf gegen Gazprom