Ausbau der Verteilnetze wird zu  teuer
Ausbau der Verteilnetze wird zu teuer

Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnen in einem offenen Brief an die Ministerpräsidenten und die Wirtschaftsminister der Bundesländer vor deutlich höheren Kosten für den Ausbau der Verteilernetze, sollte der Rahmen für die Investitionen in Verteilernetze grundlegend geändert werden.
„Um die Kosten der Energiewende im Rahmen zu halten, müssen wir die Verteilernetze effizient und intelligent verstärken. Die von den Bundesländern favorisierten Modelle für die Regulierung führen jedoch zu deutlichen Mehrkosten für die Verbraucher, ohne einen zusätzlichen Nutzen zu bewirken“, so bne-Geschäftsführer Robert Busch.

EU-Kommissar Günther Oettinger und bne-Geschäftsführer Robert Busch während der Digitalisierungskonferenz 2015
EU-Kommissar Günther Oettinger und bne-Geschäftsführer Robert Busch während der Digitalisierungskonferenz 2015

Der Ausbau der erneuerbaren Energien erfordert ohne Zweifel Investitionen in die Energienetze. Die Kosten lassen sich jedoch, nach Ansicht beider verbände, durch einen verstärkten Einsatz von intelligenter Netztechnik begrenzen. Das Bundeswirtschafts-ministerium habe im Frühjahr sinnvolle Vorschläge gemacht, um die Investitionen in die Verteilernetze effizient anzureizen und die Situation von besonders vom Ausbau der Erneuerbaren betroffenen Verteilnetzbetreiber zu verbessern.

Verbraucher vor hohen Netzentgelten schützen
„Um Verbraucher vor unnötig hohen Netzentgelten zu schützen, brauchen wir eine effektive und transparente Regulierung. Die Vorschläge des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWI) zur Weiterentwicklung der Anreizregulierung leisten dazu einen wichtigen Beitrag“, betont Ingmar Streese, Leiter Verbraucherpolitik beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).

Ingmar Streeser
Ingmar Streese: Gute Vorschläge vom BMWI

Die Bundesländer befürworten dagegen mehrheitlich eine Abkehr vom bisherigen System und plädieren für Alternativen, wie das sogenannte Modell der Investitionskostendifferenz (IKD), stellen beide Verbände in ihrer gestrigen Erklärung zum Thema fest. Dieses belohne dabei in erster Linie Investitionen in den konventionellen Netzausbau und nicht in intelligente Netztechnik. Laut Bundesnetzagentur führt IKD zu Mehrkosten in Milliardenhöhe, auch weil Einsparpotenziale, etwa durch alternative Massnahmen wie die Kappung von Erzeugungsspitzen von erneuerbaren Energien, nicht erschlossen würden. „Die Bundesregierung ist gut beraten, den eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen und nicht den wirtschaftlichen Interessen der Netzbetreiber und anderer Profiteure einer lascheren Regulierung nachzugeben“, so Ingmar Streese. Auch die Monopolkommission komme in einem aktuellen Gutachten zu dem Schluss, dass IKD zu nicht gerechtfertigten Zusatzrenditen der Netzbetreiber führt und Anreize für Überinvestitionen setze.

Weichen richtig stellen
Die Netzkosten seien bereits hoch. Der Vorrang für die nun beschlossene Erdverkabelung sorge hier sogar noch für eine zusätzliche Belastung.

Mit weiteren Milliarden viel Kupfer und wenig Intelligenz ins Netz zu bringen, sei wenig sinnvoll, betont bne-Geschäftsführer Busch. bne und vzbv fordern die Landesregierungen daher auf, von einem Systemwechsel bei der Regulierung der Verteilnetze abzusehen und stattdessen die Vorschläge des BMWi zu unterstützen. „Wir müssen die Weichen in Richtung eines effizienten Versorgungssystems der Zukunft nun richtig stellen“, so Busch.