Ex-dena-Chef Stefan Kohler: Optimistische Sicht bezüglich der Gas-Kooperation  mit Moskau
Ex-dena-Chef Stefan Kohler: Optimistische Sicht bezüglich der Gas-Kooperation mit Moskau

Trotz der gegenwärtigen Probleme zwischen der EU und Russland bewertet der Energieexperte Stefan Kohler, Ex-Geschäftsführer der Deutschen Energieagentur dena, die Perspektiven für die Kooperation im Gasbereich optimistisch. Das US-Magazin Forbes sieht dagegen das EU-Bestreben Moskau vom europäischen Gasmarkt stärker abzuschirmen.

Diese Kooperation sei auch in puncto Umweltschutz aussichtsreich, betonte er im Hinblick auf die Klimakonferenz in Paris, berichtet die russische Nachrichten-Agentur Sputnik news über ein Interview das sie mit Kohler bereits vor einer Woche geführt hatte.

„Trotz der politischen Diskussionen und auch des Embargos bezüglich der Ukraine ist die Zusammenarbeit im Erdgasbereich zwischen Russland und der Europäischen Union weiterhin gut und stabil“, urteilte danach der Energieexperte.
Er sei damit nicht einverstanden, dass der Gasbedarf in Europa bis zum Jahr 2030 nachlassen werde. Die Zusammenarbeit zwischen Russland und der EU sei laut Kohler ungeachtet der politischen Diskussionen und des Embargos stabil.

Kohle kommt massiv unter Druck
„Erdgas sei ein Energieträger mit der niedrigsten CO 2-Emission. Bei der Klimakonferenz in Paris werden sich die Staaten auf eine Klimastrategie einigen, und zwar, die Temperaturerhöhung auf zwei Grad Plus zu begrenzen.

… Dabei kommt die Kohle massiv unter Druck, deshalb wird Erdgas zunehmen“, sagte Kohler im Interview mit Sputnik-news.
Von der positiven Entwicklung der Beziehungen mit Russland in diesem Bereich zeuge auch der Beschluss, die Nord-Stream-Pipeline zu erweitern. In dieses Projekt seien nicht nur Deutschland, sondern auch andere europäische Energieunternehmen eingebunden, so dass „wir eine Ausweitung der Kooperation feststellen können“, betonte Kohler.
Die Erweiterung des Nord-Streams nannte er „eine gute Entscheidung“, weil damit zusätzliche Transportkapazitäten geschaffen würden, die Europa „vom Erpressungspotenzial der Transitländern, z.B. der Ukraine“, und von den Transportunterbrechungen unabhängig machten.

Türkei soll unabhängiger vom Russen-Gas werden17.11.15 Logo Forbes
Auf die ständige Tendenz in Europa, Russland von den europäischen Energiemärkten abzuschneiden, verweist, laut der russischen Agentur Sputnik-news, dagegen das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“. Dennoch habe das Magazin am vergangenen Freitag, 04.Dezember, festgestellt „bleibt Russland momentan der führende ausländische Erdgaslieferer für die EU“.
Nach dem Abschuss des russischen Jagdbombers seien nun die russisch-türkischen Regierungsverhandlungen über die Gaspipeline Turkish – Stream ausgesetzt worden.
„Die türkischen Unternehmen treffen bereits Vorkehrungen im Hinblick auf Kürzungen von russischen Lieferungen von verflüssigtem Gas infolge der entstandenen politischen Situation, zitiert die Agentur Forbes. „Die Rede ist von Lieferungen nicht nur aus Algerien, sondern auch aus den Vereinigten Staaten“, wird einer der Gashandelsunternehmer von britischen Nachrichten-Agentur Reuters zitiert.
Die Türkei hat vor, den Import von verflüssigtem Gas aus Russland im nächsten Jahr um 25 Prozent zu verringern. „Forbes“ erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass US-Außenminister John Kerry im Zuge der Diskussion des Turkish-Stream-Projekts die Regierung Griechenlands unter Druck gesetzt habe, damit Athen seinen Gasimport diversifiziere und den russischen Gasimport durch verflüssigtes Gas aus den USA ersetze.