Peter Terium: Hoffentlich sichert sie uns Alten die Zukunft! U&E
Peter Terium: Hoffentlich sichert sie uns Alten die Zukunft! U&E

RWE überführt die erneuerbaren Energien, Netze und Vertrieb im In- und Ausland in eine neue Tochtergesellschaft und bringt sie an die Börse. Mit diesem Satz gab das Unternehmen gestern die Aufspaltung des RWE-Konzerns bekannt. Ähnlich hatte sich ungefähr ein Jahr zuvor der größte deutsche Energie-Konzern, die E.on aufgestellt.
Den neuen, grüneren Unternehmensteil der alten RWE-AG bezeichnete Vorstandschef Peter Terium als eine Wachstumsplattform mit eigenem Zugang zum Kapitalmarkt. Die stärke die Zukunftsfähigkeit des Gesamtkonzerns. Die neue Tochtergesellschaft soll voraussichtlich gegen Ende des nächsten Jahres an der Börse eingeführt werden.

RWE- Vorstandsvorsitzender: Haben wir's richtig gemacht?
RWE- Vorstandsvorsitzender: Haben wir’s richtig gemacht?

Im Zuge einer Kapitalerhöhung sollen dann dort rund 10% des Aktienkapitals platziert werden. Zeitgleich oder nachfolgend, so der Konzern in einer dazu veröffentlichten Erklärung, könnten weitere Anteile an der neuen Gesellschaft veräußert werden. Die Erlöse sollen die Finanzierung des weiteren Wachstums in Zukunftsmärkten sichern. Die Haftungsmasse die Konzerns soll, mit Blick auf die rechtlich verbindliche Haftung für die Kosten des Rückbaus der Atomkraftwerke, der atomaren Entsorgung und der Folgekosten beim Braunkohlentagebau nicht verändert werden. –

Mehr finanzielle Flexibilität?

Mit Blick darauf, den Ausstieg aus der Kernenergie, gewinnt der RWE-Konzern jedoch mehr finanzielle Flexibilität bei der Bedienung der Rückstellungen.

Die RWE AG wird langfristig Mehrheitsaktionär der neuen Gesellschaft bleiben und diese voll konsolidieren. Der Mutterkonzern wird sich auf die konventionelle Stromerzeugung und den Energiehandel konzentrieren. -Der Plan steht aber noch unter Vorbehalt der Zustimmung des Aufsichtsrats der RWE AG
„Der Konzernumbau ist unsere Antwort auf den Umbau der europäischen Energielandschaft“, sagt  Terium. 

„Wir schaffen zwei zukunftsfähige Unternehmen unter einem Dach. Die neue Tochtergesellschaft mit eigenem Zugang zum Kapitalmarkt stärkt unsere Wachstumsperspektive. Gleichzeitig sind wir davon überzeugt, dass die konventionelle Stromerzeugung noch über Jahrzehnte als Partner der erneuerbaren Energien unersetzlich sein wird. Unsere konventionellen Kraftwerke sind die Rückversicherung der Erneuerbaren.“

An der Börse gut angekommen
An der Börse gut angekommen

Die neue Tochter wird ein integrierter Energiekonzern mit drei Standbeinen sein: Der Geschäftsbereich Erneuerbare Energien umfasst ein Portfolio mit einer Stromerzeugungskapazität von mehr als 3,5 Gigawatt und einem starken Fokus auf Windenergie. Im Bereich Netze wird das Unternehmen mit einem modernen 550.000 Kilometer langen Verteilnetz einer der leistungsstärksten Betreiber in Zentraleuropa sein. Im Vertrieb wiederum wird die neue Gesellschaft über 23 Millionen Kunden in zwölf europäischen Märkten verfügen und zu den Schrittmachern innovativer Kundenlösungen zählen. Mit 40.000 Mitarbeitern und einem geschätzten Ergebnis von vier Milliarden Euro ist das Unternehmen ein Schwergewicht in der Branche. Den Mix aus staatlich reguliertem Geschäft (Ökostrom und Netzbetrieb) sowie unreguliertem Geschäft wie dem Stromvertrieb könnten Anleger attraktiv finden.

Wird der Rest zur Bad Bank?
Wird der Rest, der alte RWE-Konzern, zur Bad Bank umgestaltet? Knapp 26 Milliarden Euro Schulden hat man dort in den vergangenen Jahren angehäuft und die neue Energiezukunft gekonnt ausgeblendet.

 1986 hätte das reiche RWE in die Solarenergie groß einsteigen könne. Wir haben in unserer Printausgabe berichtet, dass sich das Unternehmen ohne starke Zuschüsse aus dem Forschungsministerium aber geweigert hat, Cover Printausgabe 5.Sept. 1986
1986 hätte das reiche RWE in die Solarenergie groß einsteigen könne. Wir haben in unserer Printausgabe berichtet, dass sich das Unternehmen ohne starke Zuschüsse aus dem Forschungsministerium aber geweigert hat, Cover Printausgabe 5.Sept. 1986

Das bestätigte Terium jetzt bei der Bekanntgabe der Zukunftspläne. Man habe in der Vergangenheit den Kopf in den Sand gesteckt, sich auf den Gewinnen ausgeruht und die Zukunft verschlafen, bilanzierte er. Inzwischen drücken die Schulden, die bei diesem Tiefschlaf und durch die Folgen der Energiewende entstanden sind.
Allein für die rechtlich verbindlichen Verpflichtungen zum Rückbau der Atomkraftwerke müssen 10,4 Milliarden Euro zurückgestellt werden. Noch höher sind die Folgeverpflichtungen aus dem Braunkohlegeschäft. Sie machen 22,8 Milliarden Euro aus und werden in den kommenden Jahrzehnten fällig. Noch steht offen wie die Schulden alle bedient werden können.
Mit Strom ist an der Börse nicht mehr das Geld zu verdienen wie es früher dort nur so hereingescheffelt werden konnte. In den ersten neun Monaten sank der Gewinn des RWE-Konzerns um rund 30 Prozent.