06.01.16 Karikatur Gesicht zufriedener MenschTrotz angekündigter Strompreiserhöhung zum Beginn des Jahres und obwohl die Gasunternehmen die seit Jahren fallenden Preise nicht an die Kunden weiter gegeben haben sollen, sind die Kunden der Energieunternehmen insgesamt angeblich äußerst zufrieden.

Das ergab laut Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft, BDEW eine von ihr in Auftrag gegebene aktuell veröffentlichte Studie. Wir berichteten: BDEW: Energiekunden noch nie so zufrieden.
Laut Erklärung des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWI) haben die Betreiber der Übertragungsnetze Ende vergangenen Jahres bekannt gegeben, dass die Höhe der EEG-Umlage ab dem 1. Januar 2016 nur leicht um 0,18 Cent/kWh gegenüber dem Vorjahr steigt.

Freude für Wirtschaftsminister Gabriel, hier mit der Kanzlerin im Bundestag
Freude für Wirtschaftsminister Gabriel, hier mit der Kanzlerin im Bundestag

Während das für das Bundeswirtschafts-minister Sigmar Gabriel Anlass zu einer freudigen Meldung war, wurde diese Freude von der Vorsitzenden der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energiewirtschaft, Hildegard Müller, nicht uneingeschränkt geteilt. Müller: „Dass die EEG-Umlage 2016 nur geringfügig steigt, ist für die Kunden eine erfreuliche Entwicklung. Aus der künftigen Höhe der EEG-Umlage allein lässt sich jedoch keine generelle Prognose über die kurzfristige Strompreisentwicklung ableiten. Zahlreiche weitere Faktoren beeinflussen den Endkundenpreis leider auch

BDEW-Chefin Hildegard Müller:
BDEW-Chefin Hildegard Müller: Zahlreiche Faktoren bestimmen den Endkundenpreis

negativ. In vielen Regionen muss beispielsweise mit weiter steigenden Netzentgelten gerechnet werden“, so Müller.
Anders verhält es sich nun bei der Gaspreisentwicklung. Die internationalen Gaspreise fallen weltweit seit Jahren, stellt Steffen Bukold von der Gesellschaft EnergergyComment in einer Studie für die Bundestagsfraktion DIE GRÜNEN fest die vor Tagen veröffentlicht wurde und großen Widerhall in der Öffentlichkeit fand. Bukold wirft darin den Gasgesellschaften vor die gesunkenen Preise nicht entsprechend an die Verbraucher weiter gegeben zu haben. Der Bundesverband der Gas- und Wasserwirtschaft (BDEW) hielt sofort dagegen und wendet ein, Bukolds Vorwürfe griffen zu kurz. Der Gaspreis würden nicht nur durch die Einkaufspreise gestaltet hinzu kämen andere Faktoren die den Preis verteuerten.

Bukold hält dagegen:

Dr. Steffen Bukold:
Dr. Steffen Bukold:

Bukold hält dagegen unter anderem in der Frankfurter Allgemeinen. Die Stellungnahme erhielten wir ebenfalls und geben sie hier ungekürzt zur Kenntnis:
„Der BDEW“, so Bukold, „führt zwei Argumente an

1. Andere Kostenelemente wie z.B. Netzentgelte seien nicht angemessen berücksichtigt

Aber:
2014/2015 gab es bei diesen Elementen (Erdgassteuer, Netzentgelte etc.) keine nennenswerten Änderungen (Quelle: Bundesnetzagentur, enet u.a.); die prozentuale Verwässerung durch fixe Kostenelemente wurde bei der Berechnung natürlich berücksichtigt.

2016 steigen voraussichtlich die Netzentgelte im Net Connect- Germany- Marktgebiet ( NCG), das West- und Süddeutschland abdeckt (im kleineren Gaspool-Gebiet gab es schon im Oktober 2015 eine Erhöhung); das kann aber die hohen Tarife in den Jahren 2014 und 2015 nicht rückwirkend erklären.

2. Spotmarktbeschaffung sei für Versorger unzumutbar bzw. zu riskant

Aber:
a) Die Studie vergleicht – wie leicht erkennbar ist – die Marge zwischen Haushaltstarif und Importpreis (BAFA), und nicht die Marge zwischen Haushaltstarif und Spotmarktpreis. In die Gestaltung der Importpreise fließen alle Kontrakttypen ein, also auch Terminpreise, Formelpreise, Spotmarktpreise, langfristig und kurzfristig vereinbarte Lieferungen.

b) In der Tat könnte ein Stadtwerk eine im Rückblick ungünstige Beschaffungsstrategie mit seinem Gashändler vereinbart haben, z.B. einen Festpreis über drei Jahre oder eine Orientierung am Preis des Terminkontraktes 2016, wie er im Jahr 2013 stand (vgl. Beispiel dazu in der Studie).

In diesem Fall steigt die Marge beim deutschen Gashändler …,

…der sich über die günstigen aktuellen Importtarife oder Hubpreise eindeckt und dann zum hohen Festpreis weiterverkauft. Im umgekehrten Fall, also bei kurzfristiger Beschaffung, wandert die Marge zum Stadtwerk (Versorger), das billig zum aktuellen Preis einkauft, während der Gashändler unveränderte Margen hat. Da die Einkaufsstrategien von Akteur zu Akteur unterschiedlich sind und nicht veröffentlicht werden, spreche ich von der Margenausweitung bei der deutschen Gaswirtschaft insgesamt, also Versorger und Händler. In der Summe ist das Ergebnis stets dasselbe: Die Gaswirtschaft profitiert auf Kosten der Verbraucher.“