Moskau – Riad: Energiepreise entscheiden Schicksale
Wie wirken sich der billige, weiter sinkende Ölpreis und die fallenden Gaspreise weltweit aus? Wir haben einige Auswirkungen auf zwei große Akteure betrachtet: Russland und Saudi Arabien. Das Ergebnis gibt vielleicht auch bereits einen Vorgeschmack darauf welche Auswirkungen eine Dekarbonisierungspolitik haben könnte.
Als der Ölpreis 1985 auf 33 Dollar pro Barrel abstürzte waren Breschnews Tage gezählt. Als der Preis 1999 auf 22 Dollar absackte , war Gorbatschow am Ende. Heute liegt der Ölpreis bei 38 Dollar, Tendenz sinkend. Fachleute halten einen Preis von 20 Dollar für denkbar.
Das Land und damit das Schicksal der politischen Führungsriege hängt an den Einnahmen von Öl- und Gasverkäufen.
Im Januar vergangenen Jahres stand für die Haushaltsstrategen Putins fest: Wegen dem niedrigen Ölpreis werden 2015 dem russischen Haushalt rund drei Billionen Rubel (ca. 40 Milliarden Euro) Einnahmen entgehen. Laut russischem Finanzminister Anton Siluanow sollte diese Prognose nur dann gelten, wenn der Ölpreis im Jahresdurchschnitt nicht unter 50 Dollar je Barrel falle. Moskau musste, da die 50 Dollar im Schnitt nicht gehalten wurden, seinen Haushalt immer wieder anpassen.
Mitte Dezember vergangenen Jahres berichteten wir unter dem Titel: Sinkende Ölpreise geben Vorgeschmack auf Dekarbonisierung die russische Agentur Sputnik-news habe berichtet der russische Staat plane den Staatshaushalt für das kommende Jahr, also 2016, weiter auf der Basis eines durchschnittlichen Ölpreis von 50 US-Dollar.
Das Finanzministerium habe aber auch ein pessimistischeres Szenario entwickelt, wonach der Durchschnittspreis höchstens 40 Dollar betragen wird. In diesem Fall schrumpften die russischen Haushalts- einnahmen um umgerechnet 20 Milliarden Euro.
Die russische Zeitung „Wedomosti“ zitierte da bereits die Analystin Alina Sljusartschuk von Morgan Stanley, ein Preissturz auf 40 Dollar pro Barrel würde für Russland ein ziemlich großer Schock bedeuten.
Die Kapitalflucht in Russland betrug 2014 150 Mrd Dollar. Im vergangenen Jahr waren es noch mal mindestens 80 Mrd Dollar. Die Wirtschaft schrumpfte in 2014 und 2015 jeweils um vier Prozent.
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Aufgrund des im Fall befindlichen Ölpreises hat das Königreich Saudi Arabien im vergangenen Jahr 2015 ein Haushaltsdefizit von rund 90 Milliarden Euro erlitten.
Schon in 2014 waren die Zahlen tiefrot. Und dieses Jahr werden die Zahlen im Haushalt sicherlich keine anderen Farben ausweisen.
In einem Bericht des Internationalen Währungsfonds vom Oktober vergangenen Jahres heißt es: Die Reserven Saudi-Arabiens würden bei gleichbleibenden Ölpreisen in fünf Jahren erschöpft sein, falls das Land seine Finanzpolitik nicht ändern sollte. Saudi Arabien hat sich bisher einen Luxus geleistet wie kaum ein anderer Staat. Die saudischen Haushaltsstrategen legten für ihre außenpolitischen Aktivitäten wie den Krieg im Jemen und die dazu notwendigen Verteidigungsausgaben 100 Dollar pro Barrel Rohöl zugrunde.
Der Erdölverkauf finanziert grob geschätzt etwa 80 Prozent der Staatsausgaben. Der Staat alimentiert seine Bürger beim Wohnraum, Benzin, oder Energieverbrauch. Schon heute hat das Land angesichts der sinkenden Ölpreise große soziale Probleme.
Nun kommen aufgrund der Hinrichtung des iranischen Geistliche n Nimrs und der daraus folgenden harten Spannungen mit Teheran, weitere Belastungen auf das Land zu.
Beide Länder, Iran und Saudi-Arabien sind die beiden mächtigsten Mitglieder der Opec. Riad und Teheran taktierten schon länger gegeneinander. Saudi-Arabien versuchte die Öl-Preise niedrig zu halten, um den Iran, der aufgrund der Wirtschaftssanktionen die gegen ihn wegen seiner Atom- Waffen-Ambitionen verhängt worden waren, weiter zu schwächen und ihn so gar nicht erst eine größere Rolle im Öl-und Gas-Roulette spielen zu lassen. Irans Staatshaushalt hängt ebenfalls stark, zu 70 Prozent von den Ölverkäufen ab. Die Taktik ist jedoch nicht aufgegangen. Während der niedrige Ölpreis dem saudischen Königreich 2015 Haushaltsprobleme bescherte, hat Iran nun angekündigt, nach Aufhebung der Sanktionen auf Biegen und Brechen sein Öl zu verkaufen. Hatte die OPEC bisher vielleicht noch die Hoffnung unter den Mitgliedern eine lebenswichtige Einigung bei den Ölfördermengen zu erreichen, so ist dieses Ziel mit den nun verstärkten Spannungen zischen Iran und Saudi-Arabien in ganz weite Ferne gerückt.
Aber auch das Forum Gas exportierender Länder (GECF), das 2008 in Moskau gegründet wurde, wird die neue Eskalation der Spannungen zwischen Iran und Saudi-Arabien zu spüren bekommen. Auch dem Forum wird es künftig schwerer fallen eine einheitliche Strategielinie festzulegen. Lesen Sie dazu auch unserern Beitrag: Gas und Raumfahrt- Putin nach Teheran
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