Nord-Stream 2: Ferngasleitung von Nord nach Süd
Die Bundesnetzagentur mit Sitz in Bonn bestätigt auf Anfrage von Umwelt-Energie-Report (U&E), dass für die geplante Erdgaspipeline Nord-Stream 2, die Erdgas aus Russland durch die Ostsee nach Deutschland transportiert auch eine zusätzliche Leitung von der Ostsee, nähe Greifswald, nach Süd gebaut werden muss. Weitere Prüfungen der Agentur dazu finden in den nächsten Tagen statt.
Mit dem Bau der Röhren für die geplante Gaspipeline Nord-Stream 2 wird bereits im August des Jahres begonnen.(U&E berichtete: Gaspipeline Nord-Stream 2: Erste Verträge, s. unten) Obwohl das Projekt bereits so weit gediehen ist, erhitzt es dennoch weiter die Gemüter in Ost und West.
Der Ausbau des Gaspipeline-Projekts wird die Energiesicherheit Europas festigen, erklärte einerseits der russische Außenminister Sergej Lawrow Anfang Februar.
Der für Energiefragen zuständige EU-Kommissionsvizepräsident Maros Sefcovic bezweifelt dagegen, dass das Projekt dazu beitrage , dass Europa unabhängiger von Russen-Gas würde. Für die USA erklärte deren stellvertretende Energieministerin, Elizabeth Sherwood- Randall, erst kürzlich Nord-Stream 2 und „Brexit“ könnten Europas Energiesicherheit bedrohen. Hinter der Haltung Washingtons sind sicher auch eigene Interessen auszumachen: Amerika will Europa Flüssiggas andienen.
Mehrere osteuropäische Staaten wie die Ukraine und Polen stemmen sich ebenfalls gegen das Projekt. Die Ukraine fürchtet um den Verlust der Durchleitungsgebühren in Höhe von zwei Mrd Euro die der staatlichen Energiegesellschaft Naftogaz entgingen, sollte das Gas ab dem Jahr 2019 nicht mehr durch die Ukraine in den Westen, sondern nur noch durch die neuen Nord-Stream- Leitungen nach Europa geleitet werden. .
Das gesamte Projekt ist, wie auf den ersten Blick erkennbar, sehr komplex. Es geht dabei, wie schnell ersichtlich ist, nicht nur um die energiepolitische Dimension, sondern auch um handfeste wirtschaftliche Interessen der unterschiedlichen beteiligten oder auch nicht beteiligten Länder und Gesellschaften.
Umwelt- und Energie-Report berichtet deshalb kontinuierlich über das Projekt und greift dabei einzelne Aspekte heraus. Zum Beispiel stellt sich die Frage, ob das vorhandene Ferngasleitungsnetz ausreicht um die großen Mehrmengen an russischem Erdgas, die ab spätestens 2019 in Deutschland angelandet werden sollen, auch
dorthin zu transportieren, wo das Gas gebraucht wird, zum Beispiel vom Anladungspunkt nahe Greifswald an der Ostsee in den Süden Deutschlands und weiter? Ein Sprecher der für diese Problematik zuständigen Bundesnetzagentur mit Sitz in Bonn übermittelte uns folgende…
…Antworten auf unsere Fragen:
Frage: Muss vom Anlandungspunkt der Nord-Stream 2-Pipeline in Deutschland nach Süden eine neue Gasleitung gelegt werden? Oder soll Nord-Stream 2 an vorhandene Pipelines wie Opal angebunden werden?
Antwort: Im aktuellen Entwurf des Netzentwicklungsplan Gas 2016-2026, den die Fernleitungsnetzbetreiber gemeinsam erarbeitet haben, sind mit Blick auf die deutsche Onshore-Gasinfrastruktur ein Anlandeterminal für die Nord Stream 2 (inklusive einer Verbindungsleitungsleitung an die derzeit schon vorhandene Nordeuropäische Erdgasleitung [NEL]) sowie weitere Verstärkungsmaßnahmen der bestehenden Gasfernleitungen enthalten.
Es ist nicht auszuschließen, dass in Zukunft bei einer Realisierung der Nord Stream 2 weitere Ausbaumaß nahmen notwendig werden.
Die Bundesnetzagentur prüft seit dem 1. April 2016 den Plan und startet Mitte April eine weitere Konsultation des Planes. Im Anschluss an die Konsultation kann die Bundesnetzagentur Änderungen am Plan und ggf. an den Ausbaumaßnahmen von den FNB verlangen.
Im Anschluss wollten wir noch erfahren was der Terminus “Regulierung” im Zusammenhang mit den Fernleitungsnetzen im Allgemeinen bedeutet und vor allem ,welche Rolle er im Zusammenhang mit der Pipeline Nord-Stream 2 bedeutet?
Antwort: Ganz allgemein bedeutet Energieregulierung die Überwachung der Betreiber von Energieversorgungsnetzen durch eine Regulierungsbehörde wie z.B. die Bundesnetzagentur. Regulierung soll sicherstellen, dass Zugang und Nutzung des Energieversorgungsnetzes für alle Netznutzer diskriminierungsfrei gestaltet ist. Ziel der Energieregulierung ist die Schaffung von Voraussetzungen für mehr Wettbewerb auf den vor- und nachgelagerten Energiemärkten. Die Bundesnetzagentur leistet hierzu einen Beitrag unter anderem durch die Kontrolle von Zugangsbedingungen von Netzbetreibern und die Kosten- und Entgeltregulierung.
Regulierung bedeutet, dass Betreiber dritten Produzenten bzw. Lieferanten Zugang zur Infrastruktur gewähren, d.h. Transportrechte für die Durchleitung von Gasmengen einräumen müssten. Hierfür müssten Entgelte nach den generellen für Gasnetzbetreiber geltenden Regelungen gebildet werden, die von der Bundesnetzagentur überwacht werden. Nach dem Energiewirtschaftsgesetz unterliegen allerdings grundsätzlich nur solche Leitungen der deutschen Regulierung, die auf deutschem Staatsgebiet liegen.
Und weiter antwortet die Agentur: Bei der Nord Stream 2 handelt es sich um ein Offshore-Leitungsprojekt, das ausgehend vom russischen Staatsgebiet nahezu vollständig in internationalen Gewässern verläuft. Der Regulierung werden damit vornehmlich die bestehenden und etwaige neue Onshore-Pipelines unterfallen, die dem Abtransport der aus der Nord Stream 2 in Deutschland anlandenden Gasmengen dienen.
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