Klima: “Das Wohlstandsmodell des Nordens steht gar nicht zur Debatte”
„Zwar ist der UN-Klimagipfel ( in Marrakesch, d. Red.) in der technischen Umsetzung des Pariser Abkommens an einigen Punkten weitergekommen, das darf aber nicht verdecken, wie grotesk groß die Kluft zwischen Rhetorik und tatsächlichem Handlungsdruck inzwischen ist,” bilanziert Nadja Charaby, Referentin für globale Aufgaben bei der Rosa-Luxemburg Stiftung die Ergebnisse.
So sei allen Beteiligten klar, dass das Emissionsbudget, mit dem es noch möglich wäre, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, spätestens 2020 aufgebraucht ist. Dennoch wurden auf der sogenannten “COP of Action” die verzweifelten Forderungen der am stärksten Betroffenen beiseite geschoben, wonach die Anstrengungen in diesem kurzen verbleibenden Zeitraum massiv erhöht werden müssten.
Dass nun die Gruppe der verletzlichsten Staaten angekündigt hat, selbst schnellstmöglich auf erneuerbare Energien umsteigen, legt den Finger in die Wunde und führt die Industriestaaten in ihrer Handlungsunwilligkeit vor.
“Angekündigt war Marrakesch als ‘COP of Action’; tatsächlich war der UN-Klimagipfel eine COP der Autosuggestion“, so Tadzio Müller, Referent für Klimagerechtigkeit und Energiedemokratie bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung. „ Wir dürfen uns nicht von Beschwörungsformeln wie der ‘Proklamation von Marrakesch’ einlullen lassen,” forderft er.
Müller zufolge liefert die Weigerung, den schnellstmöglichen Ausstieg aus den fossilen Energien zu verhandeln, sowie die riesigen Lücken in den Finanzzusagen der Industriestaaten und die interessengeleitete Durchsetzung von Marktmechanismen für einen angeblichen Klimaschutz die eigentliche Botschaft:
Das Wohlstandsmodell des globalen Nordens stehe gar nicht zur Debatte. Die UN-Klimagipfel würden vielmehr so tun, als ließe sich die Klimakrise verhindern, ohne explizit zu verhandeln, wer ab sofort noch in welchem Maße konsumieren, produzieren und durch die Welt fliegen könne.
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