EU-Kommissarin Vestager: Sie entscheidet über viel bei Gazprom
Der russische Energiekonzern Gazprom macht Vorschläge, um die europäischen Kartellvorwürfe auszuräumen, berichtete am Mittwoch 15. März, die von Moskau gesteuerte Nachrichten-Agentur Sputnik news.
Die EU-Kommission begrüße diese Entscheidung. Damit könnte der Konzern nun laut Experten hohe Geldstrafen vermeiden und seine Investitions-programme schützen, teilte Sputnik weiter mit und zitiert weiter aus einem Bericht der russischen Zeitschrift „Expert“.
Danach zitiert die Zeitschrift in ihrer Onlineausgabe den Vizechef von Gazprom, Alexander Medwedew, mit den Worten, der Konzern plane demnächst Verhandlungen mit der EU-Kommission: „Wir haben unsere Angebote unterbreitet, um die offiziell gegen Gazprom erhobenen Vorwürfe zu regeln.“
Der Konzern will demnach unter anderem den baltischen Ländern, Polen und Bulgarien ermöglichen, die Vertragspreise nachzuverhandeln. Bisher hatte Gazprom von diesen Ländern nach Auffassung der EU-Kommission überhöhte Preise verlangen können.
Sergej Koroljow, Analyst von Alor Broker, sagte der Zeitschrift, so berichtet Sputnik, die Aussicht scheine für Gazprom günstig zu sein. Dass die EU-Kommission überhaupt zu einer Regelung bereit wäre, sei schon ein großer Sieg. Damit könne der Konzern große Geldstrafen vermeiden und seine Investitionsprogramme vor einem finanziellen Rückschlag schützen.
Dmitri Lukaschow, Analyst von IFC Markets, kommentierte laut Sputnik-Bericht allerdings, es sei zu erwarten, dass Polen und Litauen versuchen würden, Politik in die Sache hineinzumischen. Zwar sei die EU-Kommission nicht verpflichtet, alle Meinungen zu berücksichtigen, doch die Stimmen von Polen und Litauen seien ein starker Faktor von Ungewissheit, hieß es.
Lukaschow kommentierte weiter, wirtschaftlich sehe die mögliche Regelung tatsächlich positiv für Gazprom aus. Das Investitionsprogramm des Konzerns mit Projekten wie Power of Siberia, Turkish Stream und Nord-Stream 2 sei umfangreich – es sei kein günstiger Zeitpunkt für eventuelle Strafen.
Was mögliche Flüssigerdgas-Projekte in der Ostsee betrifft, wäre es für Gazprom nach Ansicht des Experten kaum sinnvoll, sich mit ihrer Umsetzung zu beeilen, denn solche Projekte seien nur bei relativ hohen Gaspreisen rentabel – und diese könnten demnächst zurückgehen, weil auch die Ölpreise etwas sinken.
Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Juncker: Push für den Bau von Nord-Stream 2?
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