Hinter den Kulissen: Wirbel um Russland-Gas

Russlands Gasvorkommen und deren Verwendung in Europa rücken wieder einmal in den Blickpunkt. Diesmal geht es nicht um den zweiten Strang der Ostseepipeline Nord Stream, also Nord-Stream 2 und die vom Projekt

verursachten Kalamitäten innerhalb der Union, schreibt die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ gestern Dienstag, 13. Juni,  in seiner Onlineausgabe und wurde am selben Tag prompt von der in Moskau gesteuerten Nachrichten-Agentur Sputniknews zitiert. Dies vor allem auf dem Hintergrund, dass die EU-Kommission zur gleichen Zeit beim EU- Ministerrat vorstellig geworden ist, um ein Mandat zu erhalten bei den Verhandlungen über den geplanten Bau der neuen Gasleitung mit am Tisch sitzen zu können. Und, wie EU-Vizepräsident Maros Sefkovic es formuliert hat auch das Recht zu haben, die Verträge novellieren zu können.(Wir berichteten gestern, Dienstag, 13. Juni ausführlich in mehreren Beiträgen) Die beteiligten Verhandlungspartner sind darüber nicht unbedingt erbaut. Hinter den Kulissen rumort es.

Nun werden ganz offensichtlich von Moskau, aber auch vielleicht von Österreich neue Karten gemischt.  Es gehe um die Wiederbelebung einer längst tot gewähnten Pipeline durch das Schwarze Meer, über die nicht nur Südosteuropa vom russischen Gaskonzern Gazprom versorgt werden solle, heißt es in der Meldung von „Der Standard“, aus der von Sputnik zitiert wird.  Größter Nutznießer der reanimierten South-Stream-Pläne wären die OMV und Österreich als Gas-Knotenpunkt, heißt es in dem Beitrag von „Der Standard“.

 „Im Endeffekt geht es bei dem Vorhaben um ein Comeback der Gaspipeline South Stream in abgespeckter Form, die 2014 von Bulgarien auf Druck der EU begraben wurde. Auch die USA sollen massiv auf das Ende des Projekts gedrängt haben, nachdem

Russland die Krim annektiert hatte. Die Leitung hätte am Grund des Schwarzen Meeres vom südrussischen Anapa nach Warna führen und 63 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr nach Europa pumpen sollen. Das entspricht fast dem Zehnfachen des österreichischen Gasverbrauchs“, schreibt das Blatt.

Sputnik zitiert aus dem Blatt weiter: „Seit dem Frühjahr werden die Röhren von Anapa in Richtung Kiyikpy im europäischen Teil der Türkei verlegt, ab 2019 sollen dann rund 16 Milliarden Kubikmeter bis zum Hub Lüleburgaz gepumpt werden. Während der erste Strang auf die Versorgung der Türkei ausgerichtet ist, sollen weitere Pipelines Europa mit Gas beliefern.“ 

In einem zweiten Schritt sei die Verdoppelung der Kapazitäten von Turkish Stream angedacht. Und hier wolle die OMV zuschlagen, heißt es bei Sputnik. Das Gas solle über den Ausbau der Leitungskapazitäten in Bulgarien, Serbien und Ungarn in Richtung Österreich zum Verteilerknoten Baumgarten strömen. Gazprom sei dem Vernehmen nach bereit, das Gas der OMV zu verkaufen.

„Brüssel kommt dabei eine große Bedeutung zu. Einerseits stieß sich

die EU-Kommission an Plänen, die Ukraine als Transitland zu umgehen, andererseits pocht man auf die Einhaltung der Energiemarktregeln. Die besagen unter anderem, dass der Inhaber der Leitung und des Gases nicht identisch sein darf. Dieses Problem wäre freilich gelöst, wenn die Gazprom-Pipeline in der Türkei enden würde und dort andere übernehmen“, so „Der Standard“.