Es sieht doch ganz danach aus, dass auch Deutschland mit einer Klage der EU-Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof rechnen muss, weil es seit Jahren die vereinbarten Grenzwerte für die Luftverschmutzung in Europa überschreitet. Die heute, 01. Februar, veröffentlichten Messdaten des Umweltbundesamtes legen diesen Schluss nahe. Umweltkommissar Karmenu Vella hatte vor Tagen angekündigt bis Ende  dieser Woche hätte Deutschland , wie auch die anderen Länder die die Richtwerte

Davon gibt es immer noch zu viel in deutschen Städten, Ergebnis jüngster Untersuchungen der UBA… ...Karik. U+E

überschreiten, Zeit  ihre Stellungnahmen darüber fertig zu stellen, wie sie beabsichtigen, die EU-Rechtsvorschriften über die Luftqualität umgehend einzuhalten.

Nun ist zwar in Deutschland die Belastung der Luft mit Stickstoffdioxid (NO2) 2017 im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen,  Die Zahl der Kommunen mit Grenzwertüberschreitungen nahm nach erster Schätzung von 90 auf 70 ab. Das zeigt die Auswertung der vorläufigen Messdaten der Länder und des Umweltbundesamtes (UBA). Dennoch: An rund 46 Prozent der verkehrsnahen Messstationen wurde der Grenzwert von 40 µg/m³ im Jahresmittel überschritten, an zwei Drittel dieser Stationen mit Werten von mehr als 45 µg/m3 sogar deutlich.

Die Entwicklung geht also in die richtige Richtung. „Wir sind aber noch längst nicht am Ziel“, urteilte  Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA). Immer noch lägen viele Städte deutlich über dem seit 2010 einzuhaltenden Grenzwert, „…viele Einwohner sind also weiter zu viel gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid ausgesetzt.“ Schuld sind , laut Krautzberger,  vor allem die Diesel-Autos mit hohen Realemissionen, die oftmals erst in den vergangen Jahren zugelassen wurden

…immer noch zu viel gesundheitsschädliches Stickstoffdioxid …; Maria Krautzberger

und in den Städten unterwegs sind. 

Und dann betonte die UBA-Präsidentin:  „Wie vom Umweltbundesamt im Sommer 2017 geschätzt, werden die Maßnahmen des Diesel-Gipfels mit Software-Updates und Umtauschprämien nicht ausreichen, um die Luft in den Städten so zu verbessern, dass die Grenzwerte überall eingehalten werden. Wir brauchen dringend die Hardware-Nachrüstung der Autos und leichten Nutzfahrzeuge. Nur so können wir die Gesundheitsbelastungen durch Stickstoffoxide schnell und vor allem dauerhaft senken.“

Den Rückgang der mittleren Stickstoffdioxidbelastung an verkehrsnahen Messstationen im Jahr 2017 um zirka zwei Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel wertet das UBA als Indiz dafür, dass die durch die Dieseldebatte angestoßenen Maßnahmen in den Städten anfangen zu wirken. So wurden demnach beispielsweise örtlich Tempolimits eingeführt sowie durch Straßenverengung der Verkehr reduziert, es wurden öffentliche Verkehre gefördert und Busse nachgerüstet. Bundesweit wurden Autos mit hohen Realemissionen durch Software-Updates hinsichtlich ihrer NOx- Emissionen leicht verbessert. Außerdem erneuerte und veränderte sich die Fahrzeugflotte hin zu weniger Dieseln: Das Kraftfahrbundesamt (KBA) zeigt in seinen Neuzulassungszahlen 2017 eine Verschiebung hin zu benzinbetriebenen PKW. Ihr Anteil steigt um über elf Prozent gegenüber 2016, Diesel verlieren über 15 Prozent.

Doch: Wie sich die einzelnen Maßnahmen jeweils auf die Luftqualität auswirken, lässt sich laut UBA mit den vorliegenden Daten derzeit noch  nicht exakt bestimmen. Die NO2-Messdaten und deren Rückgang bestätigten allerdings, dass Software-Updates und der Rückkauf alter Diesel-PKW (Umtauschprämie) nur ein begrenztes Minderungspotential aufweisen.