Anti-Atomkraft-Initiativen und die Ärzteorganisation IPPNW fordern, nachdem die Hintergründe und Zusammenhänge innerhalb der Reaktor-Sicherheitskommission(RSK) bekannt geworden sind ein neues Gutachten von tatsächlich unabhängigen Wissenschaftlern.

Belgischer Pannenmeiler Tihange
Hätte gar nicht erst ans Netze dürfen …;Belgischer Pannenmeiler Tihange

Denn auch in der 16-köpfigen Gesamt-RSK sitzen drei aktuelle wie ehemalige Mitarbeiter von Framatome, bzw. dem früheren Eigentümer Areva, so die Initiativen.

In besagtem RSK-Ausschuss sitzen laut IPPNW und den Anti-Atom-Initiativen  der EDF/Framatome-Standortleiter von Erlangen, Rainer Hardt, sowie die Erlangener Framatome-Mitarbeiterin Dr. Renate Kilian. Diese ist zudem Mitglied der 16-köpfigen Gesamt-RSK. Dort sitzen mit Uwe Stoll und Uwe Waas zwei weitere langjährige Mitarbeiter von Framatome bzw. der Vorgängerfirma Areva, welche die Atomstandorte Erlangen und Lingen bis zur Übernahme durch EDF Anfang 2018 betrieb.

Stoll ist heute technisch-wissenschaftlicher Geschäftsführer der ebenfalls an der RSK und dem Gutachten beteiligten Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS). Stoll und Waas haben 2012 ein Gutachten für ihren damaligen Arbeitgeber Areva zu den Folgen von Fukushima verfasst, in dem sie die Reaktorkatastrophe herunterspielten und darin primär neue Geschäftsmöglichkeiten für Areva entdecken konnten. Eine Folge ist z. B. die 2016 erfolgte Beauftragung von Areva (jetzt Framatome) in Erlangen zur Modernisierung der Sicherheitsleittechnik für Doel 1 und 2. Stoll und Waas sind aufgrund ihrer beruflichen Biografie ebenfalls als befangen anzusehen.

Da die RSK mit einfacher Mehrheit und nicht-öffentlich entscheidet, sind auch – laut der Initiativen – einzelne Stimmen von großem Gewicht, zumal in dem besagten Ausschuss ohnehin fast nur Mitarbeiter von Atomkonzernen (EnBW, EON/Preussen Elektra) und den traditionell durch Aufträge eng verbundenen TÜV Nord/Süd sowie eben der GRS sitzen. „Die alten Atomseilschaften innerhalb der RSK scheinen auch 7 Jahre nach Fukushima noch intakt“, heißt es in der Stellungnahme der IPPNW und der Initiativen.

Die Begutachtung der gravierenden Sicherheitsprobleme bei Tihange 2 und Doel 3 muss neu angepackt werden,” fordert Jörg Schellenberg vom Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie.

 

“… Dass der Einfluss von wirtschaftlichen Interessen auf die nukleare Sicherheit katastrophale Folgen haben kann, wissen wir seit der Atomkatastrophe von Fukushima“,  so Angelika Claußen von der Ärzteorganisation IPPNW.

Das jetzige Verhalten des Bundesumweltministeriums ist aus ihrer Sicht ein Skandal. Ein Kurswechsel in Sachen RSK sowie ein sofortiger Exportstopp für Brennelemente aus Lingen und angereichertes Uran aus Gronau nach Belgien seien  jetzt zwingend notwendig, forderte Claußen.