Beim Agrarkongress des Bundesumweltministeriums (BMU), der am vergangenen Dienstag, 15. Januar   in Berlin stattfand  diskutierte Ministerin Svenja Schulze nicht nur mit Vertreterinnen und Vertretern aus Landwirtschaft, Umweltschutz, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.  Sie warf ihrer Kabinettskollegin, Agrarministerin Julia Klöckner, auch vor : “Die gegenwärtige Agrarpolitik kümmert sich zu wenig um die Umweltfolgen und gefährdet so die Grundlagen der Landwirtschaft, statt sie zu schützen.“

Der moderne Stall ist High-Tech...! Julia Klöckner, hier im Gespräch mit Svenja Schulze (l.) bild Steffen kugler
“Wir brauchen eine sachlichere Debattenkultur …! Julia Klöckner, hier im Gespräch mit Svenja Schulze (l.) bild Steffen kugler

Einen Tag später, und zwei Tage vor Beginn der „Grünen Woche“ in Berlin  wehrte sich Klöckner gegen den Angriff der Kabinettskollegin und erklärte: „”Wir brauchen eine sachlichere Debattenkultur, wenn es um Landwirtschaft und Ernährungsthemen geht”.

Schulze betonte demgegenüber „… 2019 wird ein entscheidendes Jahr für den Natur- und Umweltschutz in der Landwirtschaft. Ich setze dabei drei Prioritäten: Ein Aktionsprogramm Insektenschutz mit konkreten und wirksamen Maßnahmen gegen das Insektensterben; eine Neuregelung unseres Umgangs mit Pestiziden, insbesondere mit Glyphosat; und eine Reform der EU-Agrarförderung, die die Landwirtinnen und Landwirte für das honoriert, was sie für Umwelt und Gesellschaft leisten.”

Zum dritten Mal veranstaltete das Bundesumweltministerium (BMU) im Vorfeld der Internationalen Grünen Woche seinen Agrarkongress. Diskutiert wurede dieses Jahr unter dem Motto “schützen.nutzen.leben. Gemeinsam für mehr Vielfalt”, wie die Landwirtschaftspolitik stärker dazu beitragen kann, die Interessen von Landwirtinnen und Landwirten mit denen von Gesellschaft und Umwelt zusammen zu bringen. Beteiligt waren rund 300 Vertreterinnen und Vertreter aus Landwirtschaft, Umweltschutz, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.

Schulze warnte zudem mit Blick auf die aktuellen Verhandlungen zur Reform der viele Milliarden Euro schweren europäischen Agrarförderung, dass die dringend nötigen Fortschritte beim Natur-, Umwelt- und Klimaschutz ausbleiben könnten und Deutschland dabei nur tatenloser Zaungast bleibe. “Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt, die EU-Agrarpolitik zu einem Schwerpunkt zu machen”, so die

...und wir künftig nur noch Roboterkühe ...?  Karik. U+E
Der moderne Stall ist Hightech ……und wir künftig nur noch Roboterkühe …? Karik. U+E

Bundesumweltministerin.

Julia Klöckner sieht dagegen die Landwirtschaft in einem ganz anderen Licht. Am vergangenen Mittwoch, 16. Januar, also zwei Tage vor Beginn der Grünen Woche, ließ sie erklären: “Landwirtschaft ist heute schon Vorreiter mit neuen, innovativen Ideen. Drohnen, Roboter und Traktoren mit Satellitennavigation sind in vielen Betrieben bereits im Einsatz.“

Und dann malt sie ein ganz modernes Bild: „Was nicht alle Verbraucher wissen: Der moderne Stall ist

Hightech und die Landwirtschaft wird immer digitaler.“ Aber auch das gibt es, wenn alles digital läuft und trotzdem etwas passiert, zum Beispiel der Strom ausfällt und niemand bemerkt es. Wie beim Westfälisch-Lippischen Bauernpräsidenten und CDU-Bundestagsabgeordneten Johannes Röring i. 900 Schweine erstickten jetzt qualvoll, weil Einbrecher alles ausgeschaltet hatten was zur Belüftung der Stallung notwendig ist.

„Dabei ist Digitalisierung jedoch kein Selbstzweck“, heißt es dann bei Agrarministerin Klöckner.   „Sie kann einen wesentlichen Beitrag leisten zu einer Landwirtschaft, die noch effizienter ist, gleichzeitig aber auch schonender mit den natürlichen Ressourcen Wasser, Boden und Luft umgeht“,  erklärt die Ministerin.  Sie kann helfen, Tierwohl besser zu messen und zu mehren, sie kann zu einem besseren Schutz unseres Klimas beitragen. Mehr noch: Eine moderne und digitalisierte Landwirtschaft bietet weltweit das Potential, mehr Menschen satt zu machen und nachhaltiger zu produzieren“, ist sich Klöckner genau so sicher wie bei der Erkenntnis: „ Das trägt bei zur Ernährungssicherung und ist damit wirksame Fluchtursachenbekämpfung.”