Die Solarenergie verzeichnete mit einem Plus von 16 Prozent den größten Zuwachs bei der Stromerzeugung, vor der Windenergie mit 5,4 Prozent. Das haben Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme bei ihrer  Jahresauswertung zur Stromerzeugung in Deutschland festgestellt und gestern, Mittwoch 02. Januar, vorgelegt.   Die Nettostromerzeugung aus Kohle, Gas und Wasserkraft nahm dagegen ab. Der Anteil aller erneuerbaren Energiequellen an der öffentlichen Nettostromerzeugung, d.h. dem Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt, lag demnach bei über 40 Prozent.

Solaranlagen, größter Zuwachs bei der Stromerzeugung ...; Trianel Solarpark: Uchtenau
Solaranlagen, größter Zuwachs bei der Stromerzeugung …; Trianel Solarpark: Uchtenau

Beim Endenergieverbrauch sieht es laut der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) so aus: Fast die Hälfte des deutschen Endenergieverbrauchs für Wärme wird durch den Einsatz von Erdgas zur Verfügung gestellt, stellte die Agentur am vergangenen Freitag, 28. Dezember fest. Öl und Kohle tragen demnach 23 Prozent dazu bei, während die Erneuerbaren Energien 11,5 Prozent ausmachen. Um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren  muss neben verstärkter Energieeffizienz die erneuerbare Wärme deutlich ausgebaut werden, fordert, wie auch Ex-Umweltminister Jürgen Trittin bei einem Spiegel-Interview, die AEE. ( Weitere Ergebnisse dazu und zum Trittin- Interview s. unten)

Die deutschen Photovoltaikanlagen speisten 2018 laut Fraunhofer etwa 45,7 TWh ins öffentliche Netz ein, das waren 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Zubau von 3,2 Gigawatt erhöhte die installierte Gesamtleistung auf 45,5 Gigawatt (Stand Ende November). Die maximale Solarleistung wurde am 2. Juli 2018 um 13:15 Uhr mit etwa 32 Gigawatt erreicht, das waren 39 Prozent der gesamten Stromerzeugung zu diesem Zeitpunkt. Von April bis August 2018 war die monatliche Stromerzeugung von PV-Anlagen höher als von Steinkohlekraftwerken.

Die Windenergie produzierte 2018 ca. 111 TWh und war damit die zweitstärkste Energiequelle nach der Braunkohle. In zehn Monaten übertraf die Windstromproduktion die Erzeugung aus Steinkohle und Kernenergie.  Die maximal erzeugte Leistung betrug ca. 45,9 GW am 8. Dezember um 12: 00 Uhr. Der Anteil von onshore Wind betrug 87,4 TWH, ein Plus von 2 TWh. Offshore Wind konnte die Produktion von 17,4 TWh in 2017 auf über 18,8, TWh in 2018 steigern. Das Gros des Windstroms wurde mit 16,6 TWh in der Nordsee erzeugt.

Gemeinsam produzierten Solar- und Windenergieanlagen 2018 ca. 157 TWh und liegen damit in Summe

Zweitstärkste Energiequelle ...; Windpark Höhn .. drei Windräder liefen bereits zwei sind hinzugekommen ...; Foto: Sascha Ditscher/evm
Zweitstärkste Energiequelle …; Windpark Höhn ; Foto: Sascha Ditscher/evm

vor Braunkohle, Steinkohle und Kernenergie, so die Ergebnisse der Fraunhofer Wissenschaftler. Das Verhältnis zwischen Solar- und Windanlagenleistung ist demnach jedoch unausgewogen, Ende 2018 fehlten 16 GW installierter Solarleistung zum optimalen Verhältnis Wind-Solar.

Die Wasserkraft trug aufgrund des extrem trockenen Sommers nur mit 17 TWh zur Stromerzeugung bei. Das ist der zweitniedrigste Wert der letzten 30 Jahre. Von Mai bis Dezember lag die monatliche Stromerzeugung unter der des Vorjahres. Die Biomasse lag mit ca. 44,8 TWh genau auf dem Niveau des Vorjahres.

In Summe produzierten die erneuerbaren Energiequellen im Jahr 2018 etwa 219 TWh und legten damit um 4,3 Prozent gegenüber 2017 zu. Damit erreichten sie einen Anteil von über 40 Prozent an der öffentlichen Nettostromerzeugung.

Immerhin, in jeder Hinsicht bemerkenswert: Die Nettostromerzeugung aus Atommeilern lag mit 72,1 TWh auf dem Vorjahresniveau.

Braunkohlekraftwerke produzierten 131,3 TWh netto. Das sind  ca. 2,7 TWh bzw. 2 Prozent weniger als in 2017. Die Braunkohlekraftwerke reagierten flexibler auf niedrige Börsenstrompreise als in den vergangenen Jahren und drosselten ihre Leistung auf unter 6 GW, wie z.B. am 05.01.2018 und am 08.12.2018. Die Drosselung erfolgt hauptsächlich bei niedrigen oder negativen Börsenstrompreisen. Nach wie vor sind Braunkohlekraftwerke aber noch unflexibel in ihrer Reaktion auf hohe Einspeisung von Erneuerbarer Energien.

Die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken betrug 75,7 TWh und damit 6 TWh bzw. 7,4 Prozent niedriger als im Jahr 2017.

Gas, stärkster Rückgang... ...?
Gas, stärkster Rückgang… …?

Gaskraftwerke verzeichneten den stärksten Rückgang: Sie haben 40 TWh netto für die öffentliche Stromversorgung produziert und lagen damit 9,1 TWh bzw. 18,5% unter dem Niveau des Vorjahres. Gaskraftwerke im Bergbau und im verarbeitenden Gewerbe produzierten zusätzlich ca. 20 bis 25 TWh für den industriellen Eigenbedarf.

Im Jahr 2018 wurde ein Exportüberschuss (physikalische Flüsse) von ca. 45,6 TWh erzielt, ein leichter Rückgang gegenüber 2017 (52,5 TWh). Der Großteil der Exporte floss in die Niederlande (19,2 TWh), die einen Großteil des Stroms nach Belgien und Großbritannien weiterleiten. Auf Platz zwei folgt Österreich (11,6 TWh) vor der Schweiz  (11,5 TWh), die hauptsächlich Transitland nach Italien ist.

Deutschland importierte 8,3 TWh Strom aus Frankreich, der hauptsächlich an die Nachbarländer weitergeleitet wurde. Die durchschnittlich exportierte Leistung betrug ca. 5,2 GW, was der Leistung von vier Kernkraftwerken entspricht. An 8215 Stunden des Jahres (94 Prozent) wurde Strom exportiert, an 545 Stunden (6 Prozent) wurde Strom importiert. Beim Außenhandel mit Strom ergibt sich ein Exportüberschuss von 52,8 TWh und Einnahmen im Wert von 1,81 Mrd. Euro. Eingeführter Strom kostete durchschnittlich 38,31 Euro/MWh, ausgeführter Strom 35,57 Euro/MWh.  Der durchschnittliche volumengewichtete Day-Ahead Börsenstrompreis liegt mit 32,89 Euro/MWh etwas über dem Wert des Vorjahres (28,20 Euro/MWh). Inflationsbereinigt liegt er aber noch unter dem Niveau von 2003 und 2004.

Die Last betrug 508,5 TWh, das ist ein Zuwachs von 3,1 Prozent gegenüber 2017.