“Erstmals gibt es eine so klare Bewertung der nicht bezifferten langfristigen Kosten, die die Gesellschaft durch die Plastikverschmutzung zu tragen hat“, heißt es anlässlich der Veröffentlichung des aktuellen Berichts  von WWF und der Beratungsfirma Dalberg. Umwelt- und Energie-Report hatte gestern, Dienstag 07. September bereits kurz berichtet, s. unten.

Die Plastikproduktion wird sich bis 2040 verdoppeln ".; bild duh
“Business-as-usual ?”: Die Plastikproduktion wird sich bis 2040 verdoppeln … “; bild duh

Im Bericht wird darauf hingewiesen, er mache deutlich  deutlich, dass in etlichen Ländern, zum Beispiel in Südostasien, die Kosten für Abfallentsorgung von der Allgemeinheit getragen würden, und das  nicht von den Herstellern. „Um dieses Ungleichgewicht zu beenden, brauchen wir in diesen Ländern dringend einen gesetzlichen Rahmen für eine erweiterte Produzentenverantwortung“, fordert Bernhard Bauske, Experte für Plastikmüll beim WWF Deutschland. Und er nennt als Beispiel: Was es noch dramatischer mache: Die jetzt bekannten Zahlen seien  voraussichtlich nur die Spitze des Eisbergs. „Die Kosten der Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sowie auf die Ökosysteme an Land konnten bislang noch nicht oder nur schwer quantifiziert werden und könnten die Zahlen in Zukunft noch weiter in die Höhe treiben.“

Bei einem “Business-as-usual”-Szenario wird sich die Plastikproduktion bis 2040 verdoppeln und die ins Meer gelangende Plastikverschmutzung verdreifachen, ein Fazit des Berichts.  Dadurch würden sich auch die Kosten für das im Jahr 2040 produzierte Plastik auf 7,1 Billionen US-Dollar verdoppeln, was 85 Prozent der weltweiten Gesundheitsausgaben im Jahr 2018 entspricht und größer ist als das Bruttoinlandsprodukt von Deutschland, Kanada und Australien im Jahr 2019 zusammen. Die Treibhausgasemissionen aus dem Lebenszyklus von Plastik werden bis zu 20 Prozent des gesamten globalen Kohlenstoffhaushalts ausmachen und die Klimakrise beschleunigen, sind weitere zentrale Feststellungen des Berichts.

Und er  attestiert Staaten weltweit unzusammenhängende Regulierungsansätze, falsche Anreize sowie den Mangel an koordinierten technischen Ressourcen, finanzieller Unterstützung und konsistenten Daten über den Eintrag von Plastik in die Umwelt. „Der derzeitige Ansatz zur Bewältigung der Plastikkrise versagt. Die Politik versäumt es, die tatsächlichen Kosten von Plastik zu verstehen und die Verursacher zur Kasse zu bitten. Wie so oft werden hier wieder einmal externe Umweltkosten anderen aufgebürdet, die nicht ursächlich für die Schäden an der Umwelt verantwortlich sind. Plastik im Meer ist größtenteils nicht rückholbar. Das wird uns in Zukunft sehr viel Geld kosten, wenn der Eintrag von Plastikmüll in die Umwelt jetzt nicht endlich gestoppt wird“, mahnt  Bernhard Bauske.

Um die Plastikflut auf einer systemischen Ebene anzugehen, fordert der WWF die Regierungen auf, auf der UN-Umweltversammlung im Februar 2022 mit den Verhandlungen über ein rechtsverbindliches globales Abkommen gegen die Plastikverschmutzung der Meere zu beginnen. Auf der ersten globalen Ministerkonferenz zu Meeresmüll und Plastikverschmutzung letzte Woche (1.–2. September) sprachen sich die Mehrheit der Länder nachdrücklich dafür aus, die Vertragsverhandlungen voranzutreiben.

„Die weltweite Plastikflut zeigt keine Anzeichen einer Verlangsamung“, heißt es im Bericht weiter, und weiter: „das Engagement, sie zu bekämpfen, hat allerdings ein noch nie erreichtes Ausmaß erlangt. Wir brauchen ein UN-Abkommen gegen die Plastikverschmutzung, das Regierungen auf klare Ziele für die Reduzierung, Sammlung, das Recycling und nachhaltige Alternativen einschwört, um das Eindringen von Plastik in die Meere bis 2030 zu stoppen.“

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: “… auch deutscher Plastikmüll ist mitverantwortlich für Vermüllung der Meere …”