Es wird Zeit für ein Ende einer der größten Irrtümer: Der Irrtum, dass wir noch Zeit hätten“, klärte am vergangenen Mittwoch, 15. September,  die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae, zum Auftakt des BDEW Kongresses in Berlin die Politik auf. Der Kongress endete gestern, Donnerstag, 16. September.

"Der Irrtum, dass wir noch Zeit hätten ...“, Kerstin Andreae , bild bdew
“Der Irrtum, dass wir noch Zeit hätten …“, Kerstin Andreae , bild bdew

Und sie weckte sicherlich die anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl schon wachen Politikseelen weiter auf als sie forderte: „Die Verdopplung der Windkraft an Land auf 100 Gigawatt, zusätzlich 100 Gigawatt Photovoltaik auf Dächern und Freiflächen, ein viel höheres Tempo bei Gebäude-Sanierung und Heizungstausch, 15 Millionen E-Autos – das alles muss bis 2030 geschafft werden!“ Direkt an die noch nicht gewählten „Neuen“ erklärte sie hart und nüchtern:  „ Eine neue Bundesregierung kann sich nicht mehr im Klein-Klein und koalitionsinternen Streitereien verlieren. Dafür steht zu viel auf dem Spiel. Ab sofort gilt: Die Wahrheit der Absicht liegt in der Tat!“

Dann langte sie eine Etage tiefer zu und rüttelte an Landespforten: Aber nicht allein die neue Bundesregierung werde im Fokus stehen. „Es geht beispielsweise auch um die Landesregierungen: Vom Bund mehr Tempo fordern, gleichzeitig aber im eigenen Bundesland weder Flächen schaffen noch die örtlichen Verwaltungen unterstützen – das geht nicht mehr.“

Alle Zuhörer konnten zusehen wie sie sich quasi selbst auf die Schulter klopfte und die  Energiewirtschaft als Stabilitätsanker für Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft bezeichnete. Sie muss sich unter ihresgleichen umgehört haben, zumindest erklärte sie sicher:  „Unsere Branche ist längst so weit: Die Energiewende ist Teil ihres täglichen Handelns und Entscheidens geworden. Unsere Leitlinie dabei: Versorgungssicherheit, Energiewende und nötige Netzinfrastrukturen gehören zusammen.“

Dann listete Kerstin Andreae auf: „Wir erwarten ausdrücklich von der Bundesnetzagentur, dass sie ihren Beitrag leistet, um die Finanzierung leistungsfähiger Netze zur Bewältigung der Herausforderung der

„...Wir erwarten ausdrücklich von der Bundesnetzagentur, dass sie ihren Beitrag leistet..."; Kerstin Andreae , bild bdew
„…Wir erwarten ausdrücklich von der Bundesnetzagentur, dass sie ihren Beitrag leistet…”; Kerstin Andreae , bild bdew

Energiewende zu gewährleisten.“

Erdgas werde für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung und bezahlbare CO2-Reduktion noch lange eine Rolle spielen. „Dabei gilt ganz klar: Es geht um den schrittweisen Ausstieg aus fossilem Erdgas, nicht aber um den Ausstieg aus der Gas-Infrastruktur, die wir dringend brauchen. Neue Anlagen auf der Basis von Gas müssen heute schon Wasserstoff-ready sein. Erdgas ist auch die Basis für blauen Wasserstoff, um insbesondere die für die Klimaneutralität notwendigen Investitionen in der Industrie heute schon richtig zu leiten und perspektivisch auf grünen Wasserstoff auszurichten.“

Und sie konstatierte weiter: „Die Verfügbarkeit von grünem Strom beispielsweise wird zum Standortfaktor. „… Wichtig sei der Dialog mit der Automobilindustrie zum Hochlauf der Elektromobilität. Auch der Mittelstand sei ein wichtiger Absprechpartner, gleiches gelte für das Handwerk etwa beim wichtigen Thema Fachkräfte.

Schwerpunkte des Kongresses  waren neben der aktuellen Energie- und Klimapolitik auf nationaler und auf EU-Ebene auch die Zukunftsthemen Wasserstoff und Elektromobilität. Darüber hinaus wurden  die Entwicklungschancen für die Netzinfrastruktur, der Wärmewende und die Arbeitswelt in der Energiewirtschaft diskutiert und verhandelt. In 16 vielfältigen Themensessions u.a. zu den Geschäftsfeldern Cybersicherheit, moderner Kundenservice, Telekommunikation, zum Energiehandel, Energieeffizienz in der Wohnungswirtschaft sowie neuen Geschäftsmodellen für Kommunen und Smart Cities ging es ebenfalls ums „Eingemachte“.