Der Bundesrat hat am vergangenen Freitag , 20. Mai 2022 einem Gesetz zum beschleunigten Bau von Flüssiggasterminals zugestimmt , und dies  in einem beschleunigten Verfahren: Erst am Abend zuvor hatte der Bundestag das Gesetz verabschiedet. Es kann nun über die Bundesregierung dem Bundespräsidenten zur Unterzeichnung zugeleitet werden. Umwelt- und Energie-Report hatte gestern, Dienstag, 24.Mai, auch über die massive Kritik der Deutschen Umwelthilfe (DUH) daran und an den Inhalten des neuen Gesetzes  berichtet, s. unten

"....aufs Neue von der fossilen Gaslobby vor den Karren spannen lassen...!" Constantin Zerger
“….aufs Neue von der fossilen Gaslobby vor den Karren spannen lassen…!” Constantin Zerger

Die Pläne der Bundesregierung für bis zu 12 Terminals zum Import von Flüssigerdgas (LNG) würden der DUH zufolge einen Großteil des deutschen CO2-Restbudgets verbrauchen und die deutschen Klimaziele unerreichbar machen, konstatierte bereits am vergangenen Donnerstag, 19. Mai, Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und bezog  sich dabei auf  eine neue Berechnung seines Verbandes. Hier nun Näheres zu den Berechnungen des Verbandes.

Mit dem nun verabschiedeten Gesetzesentwurf werden bis zu 12 Terminalprojekte an den Standorten Wilhelmshaven, Stade, Brunsbüttel, Rostock, Hamburg sowie Lubmin ermöglicht. Im Gegensatz zu den bisherigen Entwürfen ist ein weiteres schwimmendes Terminal in Wilhelmshaven ergänzt worden. Hinzu kommen die jeweils erforderlichen Erdgasleitungen. Bei der Berechnung geht die DUH, so der Verband,  sogar noch konservativ vor. Die entstehenden Emissionen aus Förderung, Verarbeitung und Transport fließen gar nicht in die Berechnung ein. Statt der 12 möglichen LNG-Terminals wird ein Szenario unterstellt, bei dem nur die 7 wahrscheinlichsten Projekte realisiert würden. Dazu zählen die vier schwimmenden Terminals, die das Bundeswirtschaftsministerium bereits gechartert hat. Dabei ist für diese Terminals eine Laufzeit von jeweils zehn Jahren unterstellt – auch dies ist keinesfalls sicher, genehmigt wären die Terminals laut Gesetz bis 2043 für mehr als 20 Jahre. Zusätzlich beinhaltet die Rechnung die stationären Anlagen in Stade, Wilhelmshaven und Brunsbüttel mit einem Betrieb von 2026 bis 2043. Damit ergeben sich bei voller Auslastung kumulierte CO2-Emissionen von 2.130 Millionen Tonnen – bei einem Restbudget Deutschlands zur Einhaltung des Pariser Klimalimits ab 2023 von 2.870 Millionen Tonnen.

Übersicht der Anlagen in der Berechnung:

  • Schwimmterminal „Höegh Giant“, 7,5 Mrd. kbm / Jahr (Betrieb 2023-2032)
  • Schwimmterminal „Höegh Esperanza“, 7,5 Mrd. kbm / Jahr (Betrieb 2023-2032)
  • Schwimmterminal „Transgas Force“, 7,5 Mrd. kbm / Jahr (Betrieb 2024-2033)
  • Schwimmterminal „Transgas Power, 7,5 Mrd. kbm / Jahr (Betrieb 2024-2033)
  • LNG-Terminal Brunsbüttel, 8 Mrd. kbm / Jahr (Betrieb 2026-2043)
  • LNG-Terminal Wilhelmshaven, 20 Mrd. kbm / Jahr (Betrieb 2026-2043)
  • LNG-Terminal Stade, 13 Mrd. kbm / Jahr (Betrieb 2026-2043)
  • Constation Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH, kommentierte die neue Lage und konstatierte: “Die Bundesregierung hat sich offenbar aufs Neue von der fossilen Gaslobby vor den Karren spannen lassen. Auf der anderen Seite gibt es beim Thema Effizienz und Energiesparen statt handfester Gesetze nur lose Ankündigungen und unverbindliche Beratungsangebote.“
  • Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Dieses Gesetz ist der flüssige Traum der Gasindustrie und der Horror fürs Klima…!”