EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen  hat in einer Grundsatzrede beim Strategischen Forum im slowenischen Bled und bei einer öffentlichen Diskussion mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Berlin am vergangenen Montag, 29. und am 30. August,  eine grundlegende Reform des Strommarktdesigns in Europa angekündigt.

 "Der Strom- muss vom Gaspreis entkoppelt werden ,...!" Ursula von der Leyen, bild bundesr. Guido Bergmann
Der Strom- muss vom Gaspreis entkoppelt werden .. ..!” Ursula von der Leyen, bild bundesr. Guido Bergmann

Mehrere Faktoren – darunter dominant Putins Krieg gegen die Ukraine – führten derzeit zu extremen Reaktionen an den Märkten, konstatierte die EU-Kommissionspräsidentin. „Wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir sehen, dass der Strompreis  so nervös reagiert, wo die vielen Komponenten so eine hohe spekulative Nervosität auslösen, dass wir inzwischen miteinander besprechen, dass wir eingreifen müssen“,erklärte  die Kommissionspräsidentin in Berlin. Deshalb arbeite die Kommission gemeinsam mit den EU-Staaten sowohl an einer kurzfristigen Notlösung innerhalb der kommenden Tage und Wochen als auch einer strukturellen Reform des Strommarktes, die sie voraussichtlich Anfang kommenden Jahres vorstellen will.Wir brauchen ein neues Marktmodell für Elektrizität, das wirklich funktioniert und unser Gleichgewicht wieder herstellt“, betonte sie in ihrer Rede in Bled.

Sie wurde konkret und forderte: “Der Strom- muss vom Gaspreis entkoppelt werden , und die günstigeren Kosten beispielsweise der Erneuerbaren Energien müssten sich auch auf die Verbraucherinnen und Verbraucher übertragen. Und sie räumt dein:  Bei den Niedrigkosten-Energien müssen wir sagen, Ihr könnt einen gewissen Gewinn machen. Aber nicht alles, weit über dem „Erträumten“ hinaus kann bei ihnen bleiben. Sondern wir müssen diesen Teil nehmen, um kleinen Einkommen und Unternehmen, die in Schwierigkeiten sind, zu helfen“, erkennt  von der Leyen. Bereits im letzten Herbst habe die Kommission mit den Ländern gemeinsam einen Handwerkskasten entwickelt, wie die EU-Staaten vulnerable Haushalte und Unternehmen entlasten könnten. Dabei spiele eine Übergewinnsteuer eine große Rolle.

Von der Leyen betonte, dass auch in der Energiefrage – die Europa und die Welt noch lange beschäftigen werde – die Stärke Europas darin liege, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Das habe sich während der Coronapandemie gezeigt, es gelte auch jetzt, bei allem Diskussionsbedarf, den es in Demokratien immer und richtigerweise gebe. Die EU habe sich auf gemeinsame Vorgaben für die Gasspeicher geeinigt und eine gemeinsame Einkaufsplattform entwickelt.

Und sie bilanzierte: In Windeseile haben wir uns breiter aufgestellt. Die Gaslieferungen aus anderen Quellen als aus Russland haben seit Januar dieses Jahres um 31 Milliarden Kubikmeter zugenommen. Das gleicht nun aus, was Russland Europa verwehrt hat“, sagte sie in Bled. „Darüber hinaus senken wir unseren Bedarf an importiertem Gas erheblich. Denn wir müssen damit rechnen, dass Russland uns den Gashahn komplett zudreht. Deshalb haben wir die Mitgliedstaaten gebeten, den Gasverbrauch um 15 Prozent zu senken und Gasvorräte anzulegen. Dadurch können bis zu 45 Milliarden Kubikmeter Erdgas eingespart werden. Und der beste Weg überhaupt, auf fossile Energie aus Russland zu verzichten, ist natürlich ein möglichst rascher Umstieg auf grüne Energieträger. Jede Kilowattstunde Strom, die in Europa aus Solarenergie, aus Windkraft, aus Wasserkraft und Biomasse, aus Erdwärme oder grünem Wasserstoff erzeugt wird, macht uns weniger abhängig von russischem fossilem Brennstoff.“ Das Zeitalter fossiler Brennstoffe aus Russland gehe in Europa zu Ende.