Die im deutschen Gasnetz verbauten Stahlrohrleitungen sind für den Transport von Wasserstoff geeignet. Zu diesem Ergebnis kommt das Forschungsprojekt “Stichprobenhafte Überprüfung von Stahlwerkstoffen für Gasleitungen und Anlagen zur Bewertung auf Wasserstofftauglichkeit“ (SyWeSt H2) des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) das am gestrigen Dienstag, 28. März, veröffentlicht wurde. .

"Die Bundesregierung muss dieses große Potenzial nun nutzen !"  Prof. Dr. Gerald Linke:
Die Bundesregierung muss dieses große Potenzial nun nutzen !” Prof. Dr. Gerald Linke

Die Stahlrohrleitungen weisen demnach  keine Unterschiede in Bezug auf die grundsätzliche Eignung für den Transport von Wasserstoff gegenüber Erdgas auf. Sowohl betriebsbedingte Alterung als auch die geforderte Bruchzähigkeit entsprechen den Erwartungen an eine Dekaden-überdauernde, sichere Verfügbarkeit. Das dazu initiierte Forschungsprojekt   wurde von Open Grid Europe und der Materialprüfungsanstalt der Universität Stuttgart durchgeführt. Für das Forschungsprojekt wurde – laut DVGW – ein repräsentativer Querschnitt der in deutschen und teilweise auch europäischen Rohrleitungen verbauten Stähle extremen Betriebs- und Alterungseinflüssen unter Wasserstoff ausgesetzt und technisch geprüft.

Prof. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW sieht „ …die Forschungsergebnisse als  wegweisend in die Wasserstoff-Zukunft. Von den drei Herausforderungen entlang der Wertschöpfungskette – Erzeugung, Transport und Nutzbarmachung – ist der Transport nun grundsätzlich gelöst. In Leitungsnetzen werden die Rohre auch weiterhin genutzt werden können, und nur einzelne Einbauteile oder Stationselemente sind zu ertüchtigen oder auszutauschen. Das ist volkswirtschaftlich sinnvoll, denn wir können auf eine bestehende Infrastruktur mit einem über viele Jahrzehnte getätigten Investitionsvolumen in Höhe von rund 300 Milliarden Euro zurückgreifen!“ Linke fordert nach Vorliegen der Forschungsprojekt-Ergebnisse : „ Die Bundesregierung muss dieses große Potenzial nun nutzen und den Weg in die Wasserstoffwirtschaft ebnen, um ihrem Anspruch an einen beschleunigten Klimaschutz gerecht zu werden!“

Statt ein neues Gasnetz für den Transport von Wasserstoff aufzubauen, kann das bereits bestehende, über 550.000 km lange deutsche Gasnetz mit Gesamtkosten von nur rund 30 Milliarden Euro für den Transport von Wasserstoff umgerüstet werden, erklärt Linke für den DVGW. Millionen Haushalte und Unternehmen mit Gasanschluss seien damit  bereits H2-ready oder könnten mit verhältnismäßig geringem Aufwand H2-ready gemacht werden und so über die bestehende Infrastruktur zu 100 Prozent mit klimaneutralem Wasserstoff versorgt werden.

Und weiter verweist Linke darauf der DVGW habe sein Regelwerk für den Einsatz von bis zu 100 Prozent Wasserstoff angepasst und ergänzt es aktuell um noch wenige weitere Standards damit eben für diese Umstellung ebenfalls vollständige Handlungs- und Rechtssicherheit bestehe.

Für das Forschungsprojekt wurden – nach Angaben des DGVW – Proben der in deutschen Leitungen verbauten Stähle umfassenden Messmethoden unterzogen, die gegenüber bisherigen Studien weitere Variablen wie zum Beispiel den Einfluss des Wasserstoffdrucks berücksichtigen. Diese neuen Methoden ermöglichen demnach genauere Lebensdauerprognosen und entsprechend länger prognostizierbare Betriebszeiten für Rohrleitungen, was zugleich eine bessere Planung und Wartung des Gasnetzes zulässt.