Der Weg zu einer klimaneutralen Energieversorgung wird Deutschland in Zukunft zwar unabhängiger von Energieimporten machen, der Weg dorthin ist aber ebenfalls in hohem Maße rohstoffintensiv, stellte bereits Mitte Dezember der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) vorsorglich fest.

Kerstin Andreae:: „China auf allen Wertschöpfungsstufen dominan ...!"
Kerstin Andreae:: „China auf allen Wertschöpfungsstufen dominant …!”

So werden, wie er in seiner vorausschauenden Betrachtung bereits natürlich für das jetzt laufende Jahr gemeint, festhält, für die Errichtung von Windenergieanlagen, PV-Anlagen und Netzen, aber auch für IT-Komponenten, Batterien und Elektrolyseure  Rohstoffe und Vorprodukte benötigt, die zunehmend außerhalb der westlichen Welt abgebaut und verarbeitet werden. Der BDEW konstatiert: Hier lässt sich heute schon eine Konzentration auf wenige bestimmende Akteure, vor allem China, feststellen. Die kann in ausgewählten Bereichen zu bedenklichen oder kritischen Abhängigkeiten führen. Wenn Deutschland und Europa handlungsfähig bleiben wollen, müssen sie ihre Resilienz durch gezielte Maßnahmen stärken. Der  Verband verweist in diesem Zusammenhang auf  sein Diskussionspapier „Resilienz in der Energiewirtschaft“, das den Status Quo abbildet und mögliche Handlungsoptionen aufzeigt.

Dass Europa   heute schon  stark von einzelnen Lieferländern abhängig ist  wird laut BDEW besonders mit Blick auf die Photovoltaik deutlich. Hier ist China auf allen Wertschöpfungsstufen dominant. Aber auch bei Permanent-Magneten für Windturbinen und Elektroantriebe, bei Fahrzeug- und Großspeicherbatterien sowie bei Kabeln und Steuerungstechnik werden große Teile der Wertschöpfungskette von China kontrolliert.

„Wenn wir strategische Souveränität für die Energiewende erreichen wollen, müssen wir bereit sein, dafür eine Art Versicherungsprämie zu zahlen,“ lautet Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Erkenntnis aus der beschriebenen Lage. Und sie ist der Ansicht:  „Das Spektrum der Möglichkeiten ist groß. Es reicht von local-content-Vorschriften über gezielte Investitionsförderungen bis zu strategischen Rohstoffpartnerschaften. Auch die Einrichtung einer europäischen Rohstoffbank, die wichtige Rohstoffe antizyklisch einkauft, könnte hilfreich sein. Auch eine Wiederbelebung der Rohstoffförderung in Europa und eine konsequente Ausrichtung auf eine auf Recycling und Reparaturfähigkeit basierenden Kreislaufwirtschaft können wichtige Beiträge zur

... dominant: war es beim Gas bisher Russland, hier Präsident Wladimir Putin r., ist es bei den Erneuerbaren immer stärker China , hier der chinesische Staatschef Xi Jinping
dominant: war es beim Gas bisher Russland, hier Präsident Wladimir Putin r., ist es bei den Erneuerbaren immer stärker China , hier der chinesische Staatschef Xi Jinping

Erhöhung der Resilienz leisten.“

Kerstin Andreae verkündet für ihren Verband: Die Erlangung von Souveränität durch Resilienz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabenstellung, deren Bedeutung weit über die Versorgungsbelange der Energiewirtschaft hinausgeht. Entsprechend sollten die Kosten auch nicht allein von der Energiewirtschaft und deren Kunden getragen werden, sondern im Rahmen einer gesamtgesellschaftlichen Versicherungslösung solidarisch verteilt werden.

Ein konkreter strategischer Ansatz wäre, einen kritischen Anteil der Wertschöpfung entlang aller Wertschöpfungsstufen in Europa zu verankern. Dazu gehört neben dem Zugriff auf knappe Rohstoffe unter anderem auch das Beherrschen der sich rasant entwickelnden Technologien oder die Sicherung von Patenten. Der Anteil sollte so konzipiert sein, dass er im Krisenfall als Sprungbrett für eine rasche Hochskalierung der Produktion dienen kann. Kerstin Andreae: „So lassen sich gleichzeitig die Kosten für eine solche gesamtgesellschaftliche Versicherung rechtfertigen und Akzeptanz gewinnen!“