Das von Bundeskanzler Olaf Scholz formulierte Ziel für den Windenergieausbau wird einer Prognose von der Deutschen Umwelthilfe ( DUH) und dem World Wide Fund For Nature (WWF) zufolge sehr wahrscheinlich verfehlt., konstatierten beide Organisationen am vergangenen Dienstag, 16. Januar.  Wie der Bundesverband Windenergie die Lage bei Windenergieanlagen an Land bewertet berichten wir, Umwelt- und Energie-Report,  heute aktuell an anderer Stelle, s. unten

„Die Windenergie benötigt weiterhin politischen Antrieb“!" Viviane Raddatz bild wwf
„Die Windenergie benötigt weiterhin politischen Antrieb“!” Viviane Raddatz bild wwf

Wieder zurück zur DUH und WWF- Einschätzung. Die Verbände erinnern: Bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode sollten pro Tag vier bis fünf Windenergieanlagen errichtet werden. Laut Prognose von DUH und WWF sind im besten Fall lediglich 3,3 Anlagen täglich möglich. Als realistisch wird ein Zubau von durchschnittlich 2,8 Anlagen pro Tag angesehen. Schon im vergangenen Jahr blieb der Ausbau der Windenergie rund 21 Prozent hinter dem Jahresziel zurück, im Schnitt kamen nur zwei Anlagen pro Tag hinzu.
Die Organisationen appellieren an Kanzler Scholz, den Windenergieausbau zu priorisieren und Maßnahmen für einen beschleunigten Ausbau zu ergreifen. Die Hochrechnung bezieht sich u.a. auf die maximal möglichen Ausschreibungsvolumina von Sommer 2023 bis 2025 sowie auf die durchschnittliche Verteilung der Realisierungsdauer.
Die Windenergie benötigt weiterhin politischen Antrieb“, erklärt  Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland . Und sie fordert: „Wir müssen schneller neue Anlagen bauen und in Betrieb nehmen, um unsere Klimaziele zu erreichen. Nur mit ausreichend sauberer Energie aus Wind und Sonne können wir die Transformation schaffen. Alle Sektoren – von Gebäude über Verkehr bis hin zur Industrie – sind darauf angewiesen. Ohne mehr Windkraft geht dem Klimaschutz in Deutschland bald die Puste aus !“

Nadine Bethge von der DUH kommt zu dem Ergebnis:  „Kanzler Scholz hat sein Versprechen nicht

„Kanzler Scholz hat sein Versprechen nicht gehalten....!" Nadine Bethge, bild duh
Kanzler Scholz hat sein Versprechen nicht gehalten….!” Nadine Bethge, bild duh

gehalten. Statt den Windenergieausbau zu beschleunigen, ist er noch langsamer geworden. Die Realisierungsdauer von Windenergieprojekten liegt inzwischen bei über 27 Monaten – Tendenz weiter

steigend! Dabei ist hinlänglich bekannt, woran es hakt. Wir fordern Kanzler Scholz auf, sich aktiv für eine Beschleunigung einzusetzen und Hemmnisse abzubauen. Wir können uns keine weiteren Verzögerungen beim Ausbau leisten !”

Die Organisationen schlagen unter anderem vor, dass Schwerlasttransporte für Projekte im überragenden öffentlichen Interesse grundsätzlich von Genehmigungen freigestellt werden sollten. Kurzfristiges Potenzial zur Beschleunigung liegt in der Klarstellung, dass Veränderungen des Anlagentyps in laufenden Genehmigungsverfahren keinen Neustart des gesamten Verfahrens erfordern. Außerdem braucht es eine Duldungspflicht für den Netzanschluss der Anlagen und kürzere Lieferzeiten von Komponenten, wie Transformatoren und Umspannwerken. Nicht zuletzt braucht es mehr Fachkräfte, um die sich aktiv bemüht werden muss.

Am Dienstag vergangener Woche hatte auch die internationale Energieagentur ihren Bericht zum Stand der Erneuerbaren 2023 vorgestellt. Demnach kamen im vergangenen Jahr 50 Prozent mehr erneuerbare Kapazitäten hinzu als im Jahr zuvor. Der Schwerpunkt lag aber besonders auf Solarenergie. Vom weltweiten Ziel zur Verdreifachung der Kapazitäten bis 2030, das auch auf der Klimakonferenz in Dubai beschlossen wurde, ist die Weltgemeinschaft noch weit entfernt. Auch Deutschland ist diesbezüglich noch nicht auf dem Zielpfad.

Lesen Sie dazu auch unseren heutigen Bericht: Windenergieanlagen an Land: „Der deutliche Aufwärtstrend stimmt positiv, dennoch …