Japan startet mit Atomkraft neu
Dreieinhalb Jahre nach der Katastrophe von Fukushima genehmigte am Freitag der Gouverneur im südlichen Kagoshima die Wiederinbetriebnahme der zwei Reaktoren im Atomkraft- werk von Sendai .
In den vergangenen eineinhalb Jahre standen alle 48 Atomkraftwerke in Japan still. Beginnt mit der Wiederinbetriebnahme der Atomkraftwerke in Sendai nun der Neustart Japans zur Nutzung der Atomkraft? Die Regierung von Premier Abe Shinzo begründet ihren weltweit mit Skepsis aufgenom- menen Schritt damit, dass die im September 2012 gegründete Nukleare Regulierungsbehörde (NRA) Japan zuvor die strengsten Sicherheitsnormen der Welt für Kernkraftwerke auferlegt habe.
Japans prominenter Atomkraft-Kritiker Kazuhiko Kobayashi erklärt zur gleichen Zeit während einer mehrwöchigen Vortragsreise durch Deutschland, die Schweiz und Frankreich, wie die japanische Regierung die Lage in und um Japans Atomkraftwerke schönredet, und dass die Menschen in Japan für dumm verkauft werden.
Während seines Vortrags im Kulturcafe in Gross-Gerau klagte Kobayashi laut der örtlichen Zeitung Gross-Gerauer Echo über die mangelhafte Krisenpolitik von Regierung und Tepco in Japan und verkündete: „Das sind alles Verbrecher.“ Weder gebe es einen Plan für die künftige Entwicklung des Gebietes um Fukushima, noch sei den Regierungsverantwortlichen, wie auch der beteiligten Wirtschaft an einer tatsächlichen Heilung und Behandlung der Einwohner gelegen.
Das Beharren auf der Sicherheit von Kernkraftwerken vonseiten der Betreiber sei „grober Unfug. Warum wohl“, stellte er die Frage täten sich die Betreiber von Atomkraftwerken so schwer, Versicherungen für Ernst- und Notfälle zu erhalten? Der japanische Atom-Kritiker gab gleich selbst die Auskunft: „Die Versicherungen wissen um diese Unsicherheit.“ Mit tränenerstickter Stimme, so berichtet das Blatt, habe Kobayashi gefragt: “Können Sie sich vorstellen, dass die verantwortlichen in Japan die langfristige Lagerung und vor allem die Beseitigung des Atommülls dieser Katastrophe von Fukushima einfach an die nächste Generation weiterreicht? 300 000 Kinder sind in der Region betroffen?“
In Donauwörth hatte Kobayashi dazu erklärt: „Die Menschen wollen dort weg, doch ihre Finanzen reichen nicht aus. Zwei Millionen Menschen, müssten Fukushima schnellstens verlassen. Dass nur eine Zone im Umkreis von 20 Kilometern um das Atomkraftwerk evakuiert wurde, ist völliger Quatsch!“ Radioaktivität aus Fukushima vor Kanada
Der Gouverneur der Präfektur mit dem weltweit größten Atomkraftwerk kritisiert, dreieinhalb Jahre nach dem Gau von Fukushima, sei noch immer nicht geregelt, wer nach einem möglicherweise neuen Atom-Gau was entscheide und was dann zu tun sei. Und er behauptet weiter, Japan verfüge außerdem über keine Notfallpläne der Stufe 5 bis 7 und die Regeln für die Stufe 4 seien äußerst diffus.
Neu ist nun: Nach der Fukushima- Katastrophe wurden für eine dreißig Kilometer-Zone um Atomkraftwerke Evakuierungspläne erlassen. Die aber wurden zuvor, laut Kritikern, lediglich an Computern simuliert. So wurde auch nicht real erprobt, was sich entwickeln kann, wenn ein Vulkan ausbricht und alles mit einer dicken Aschschicht belegt. Bisher ist auch nicht geklärt, ob die Atomkraftwerke überhaupt Vulkan-sicher sind.
In einem Interview hatte Kobayashi deshalb erklärt: „In Japan weiß jeder, auch die Regierung, dass das Land sehr erdbebengefährdet ist. Dort bebt es jeden Tag. Trotzdem geht die Regierung diese Gefahr der Atomtechnik ein, aus rein politischen Gründen.“
In Linz, Oberösterreich, antwortete Kobayashi auf die Frage warum sich trotz dieser Atom-Katastrophe der Widerstand in Japan gegen die Atomindustrie nicht stärker formiert und die Regierung sogar Atomreaktoren wieder hochfahren kann, so: “Das ist die Mentalität, die von einem Shogun Mitte des 17. Jahrhunderts gezielt gezüchtet worden ist. Der sagte: ‘Mit Gewalt kannst du ein Land nur kurz erobern. Lange beherrschen geht nur mit Gehirnwäsche.’”
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