05.12.14 Festnahme

Russland beliefert die USA seit mehr als zwanzig Jahren mit angereichertem Uran aus Waffenbeständen. Kürzlich wurde der Chef des russischen Atomunternehmens TENAM, das in den USA die Interessen des Moskauer Atomgiganten ROSATOM vertritt, festgenommen. Geht es um Geheimdienst-Scharmützel oder atomare Mauscheleien? Wir haben inzwischen mehr erfahren.
Der Chef des in den USA tätigen russischen Atomkonzerns TENAM, Wadim Mikerin, soll für Bestechungsgeld in Höhe von 1,7 Millionen Dollar drei US-Bürgern Uran-Verträge im Gesamtwert von 33 Millionen Dollar zugesichert haben. Wir berichteten darüber: Russischer Atomchef in den USA verhaftet.
Ein Vertreter der US-Bundespolizei FBI teilte in Washington mit der Manager sei verhaftet worden. Wie ein Sprecher des russischen Atomkonzerns ROSATOM dazu erklärte soll dem Mann vom FBI angeboten worden sein, ihn freizulassen, wenn er mit dem Geheimdienst gegen Russland arbeite.
Sollte die Schuld des Managers erwiesen werden, berichtete unterdessen die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti, drohe dem Mann bis zu 20 Jahre Haft. Das Unternehmen TENAM, dem der Mann vorstand, gehört zum staatlichen russischen Atomkonzern Rosatom. Es zählt zu den weltgrößten Exporteuren von Produkten für den atomaren Brennstoffkreislauf. Angereichtes Uran gehört auch dazu.

Worum es bei der Affäre gehen könnte dazu haben wir inzwischen mehr erfahren:

Moskau beliefert die USA schon seit bald mehr als zwanzig Jahren mit Uran. Mitte der Neunziger Jahre war ein Vertrag zwischen beiden Staaten abgeschlossen worden nach dem waffenfähiges Uran aus Russland im Land verarbeitet und über die amerikanische Tochter des russischen Atomunternehmens TENAM, das zum russischen Atomgiganten ROSATOM gehört, an die USA geliefert wurde. Amerikanische Atomkraftwerke erhielten dieses russische Kernmaterial auf diese Weise billiger. Um ihre Kooperation mit den USA nach Ablauf jenes Vertrages fortzusetzen strebte der ROSATOM- Ableger in den USA, Tenam, neue und günstigere Verträge an. –

Firmenzeichen des russischen Atomgiganten ROSATOM
Firmenzeichen des russischen Atomgiganten ROSATOM

Russlands Quote bei den Lieferungen an die USA betrug vor einem Jahr laut russischen Angaben 20 Prozent des dortigen Marktbedarfes. „Das ist sehr viel, denn die USA haben mehr als 100 Atomreaktoren – mehr als jedes andere Land“ , erklärte Rosatom-Sprecher Sergej Nowikow in einem Interview dem russischen Radiosender Stimme Russlands.
Die bisherige „Anti-Anreicherung“ von waffenfähigem Uran war laut Experten ein einzigartiges russisches Know-how. Und der mit den USA geschlossene Vertrag habe entscheidend zur Abrüstung wichtig beigetragen. Mittlerweile sei er jedoch veraltet, so der russische Energieexperte, Chef der Denkfabrik NESF, Konstantin Simonow.
Da der Vertrag aber als nicht kommerziell galt, erfolgten die Lieferungen unter dem Marktpreis. Insgesamt erwirtschaftete Russland, laut eigenen Angaben, auf diesem Weg seit 20 Jahren rund zwölf Milliarden US-Dollar. In den 1990er Jahren steckte Russland tief in der wirtschaftlichen Misere und war auf diese Einnahmen stark angewiesen. Inzwischen habe sich die Lage jedoch geändert betont ROSATOM- Sprecher Nowikow und stellt zugleich fest in den USA habe sich noch nicht jeder an die neuen Spielregeln gewöhnt. Wörtlich erklärt er weiter:
Die US-Regierung würde natürlich Anbieter auf dem US-Territorium bevorzugen. Zuvor hatten die USA keine eigene Zentrifugen-Technologie, ihre Energiekonzerne waren gezwungen, Kernbrennstoff zu importieren. Doch seit einigen Jahren wurden einige Joint Ventures auf dem US-Territorium gegründet, mittlerweile funktionieren dort Betriebe, die Uran nach europäischen Technologien anreichern. Auf diese Weise wollen die USA Konkurrenz schaffen“.