Der russische Gaskonzern Gazprom will mit Hilfe der Gaspipeline Türkischer Strom nach Ankara ab 2018 auf die Ukraine als Transitland vollständig verzichten, schreibt die Zeitung „Wedomosti“ am Donnerstag. (Die Zeitung ist ein Gemeinschaftsprojekt von Financial Times / Wallstreet-Journal und des russischen Verlagshauses Independent Media Sanoma Magazines.)

Der Chef des russischen Energiekonzerns, Alexej Miller, Gazprom erklärte

Gazpromchef Alexej Miller:  Wir ändern die Europa-Strategie
Gazpromchef Alexej Miller: Wir ändern die Europa-Strategie

nach Verhandlungen mit dem Vizechef der EU-Kommission und Kommissar für die Energie-Union, Maroš Šefčovič, sein Unternehmen entwickle wegen der geplanten Energie-Union der EU, eine völlig neue Strategie. Gazprom werde künftig neue Pipelines nur noch bis zu den Grenzen der EU bauen.
Im Dezember hatte Kreml-Chef Wladimir Putin den Stopp des South-Stream-Projekts angekündigt. Die Pipeline soll durch das Schwarze Meer über den Balkan bis nach Österreich reichen. Gazprom will jetzt mit der Pipeline Türkischer Strom, sie soll dieselbe Menge Gas befördern wie die geplante Pipeline South Stream, bis an die türkische Grenze zu Griechenland vorstoßen. Europa könne die 50 Milliarden Kubikmeter Gas, die derzeit durch die Ukraine fließen, später dann nur über die türkische Pipeline beziehen, so Miller. Das ist etwa ein Drittel des Erdgases, das Europa derzeit von Russland bezieht. „Andere Varianten gibt es nicht“, betonte Gazprom-Chef Miller. Wenn Europa dieses Gas beziehen möchte, so Miller weiter, müsste es eigene Pipelines bis an die griechische Grenze zur Türkei bauen. Lange Zeit bliebe dafür aber nicht, „ maximal ein paar Jahre.“ Andernfalls könnte diese Gasmenge auf andere Märkte gelangen.

EU-Kommissar Sefkowic: Gazprom wird vertragsbrüchig
EU-Kommissar Sefkowic: Gazprom wird vertragsbrüchig

EU-Kommissar Šefčovič konterte Millers Feststellungen mit dem scharfen Hinweis auf geschlossene Verträge. Er erklärte auch dieser „Strategiewechsel“ könne Gazproms Ruf als zuverlässiger Lieferant schaden. „In den Verträgen werden immer die Abnahmeorte festgelegt – und das ist nicht die Grenze zwischen der Türkei und Griechenland“, so Šefčovič.
Man müsse sehen, ob man eine bessere und wirtschaftlich begründetere Lösung finden könne“, erklärte Sefcovic weiter. Er kündigte an, dass Brüssel eine Arbeitsgruppe bilden wolle, zu der auch der russische Energieminister Alexander Nowak eingeladen werde. Die Arbeitsgruppe solle dann untersuchen, welche Infrastruktur, Gasmenge und Investitionen benötigt würden so der EU-Kommissar.
Siehe auch: Moskaus Gasschwenk