Der Solar-Rakete das Pulver gestohlen

Stolz präsentierten der Wirtschaftsförderer des Kreises, Hermann Tengler und der Landrat Sebastian Schuster das rundum erneuerte jetzt wirklich sehenswerte, effiziente Solarkataster des Kreises. Überzeugend auch das Argument von Tengler: Wenn von den derzeit rund 115.000 im Rhein-Sieg Kreis geeigneten, aber noch ungenutzten Dachflächen nur jede zehnte für eine neue Fotovoltaik-Anlage genutzt würde, dann würde sich das Investitionsvolumen bei den insgesamt 11.500 neuen Anlagen auf rund 82 Mio. Euro belaufen.

Auf halber Strecke Kraft verschenkt

Und dann schmetterte Tengler einen bedeutungsvollen Satz in die Runde: Das zeige, welches wirtschaftliche Potenzial in den erneuerbaren Energien für die heimischen Unternehmen, insbesondere für das Handwerk, stecke. Recht hat er, der Wirtschaftsförderer. Doch er blieb mit seiner Feststellung auf halbem Wege stecken. Denn, Bürger und Unternehmen müssen motiviert werden, sich eine Fotovoltaik-Anlage auf das Dach zu montieren. Sie benötigen intensive Beratung dazu und, nicht zuletzt benötigen sie auch etwas zum Anfassen, zum Ansehen. Dazu wäre ein Energiezentrum geeignet in dem alles vereint ist: Beratung, Ausstellungen und Veranstaltungen mit Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Handwerk.

Landrat Sebastian Schuster: Mit dem Solar-Push auf halber Strecke stecken geblieben
Landrat Sebastian Schuster: Mit dem Solar-Push auf halber Strecke stecken geblieben

Diese Möglichkeit der Wirtschaftsankurbelung und der Klimaverbesserung durch den Ausbau erneuerbarer Energien hat der Rhein-Sieg-Kreis verschlafen. Müde die Verantwortlichen auf den Nachbarkreis hin: Der Wirtschaftsförderer wie auch der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Im Oberbergischen, in Lindlar, steht das Metabolon das alles das bietet, was gefordert und gewünscht wird.

Wir können den Bedarf nicht erkennen

„Wir nutzen das mit“, so Tengler gegenüber Umwelt und Energie-Report. „Wir können den Bedarf nicht erkennen“, Geschäftsführer Blum vom Handwerk. Stattdessen wird stolz auf die Neue Energieagentur des Kreises verwiesen, die zusammen mit der Verbraucherzentrale Düsseldorf nur mühsam mit ihrer Beratung der Bürger in Sachen Solarthermie und Fotovoltaik vorankommt. Sie arbeitet auch nur in drei Kommunen. Und ihre Finanzierung ist ab Ende dieses Jahres schon nicht mehr gesichert. Dem Kreis zerrinnt zum einen das Wirtschaftspotenzial zwischen den Fingern, zum anderen entzieht er Solar-Raketen wie dem Solar-Kataster, das die Solarnutzung im Kreis ganz nach oben schießen könnte, das Pulver. (w.s ) Lesen Sie hierzu auch: Das Energiezentrum steht im Nachbarkreis