Haben Horror-Szenarien anlässlich der weltweiten Krisen augenblicklich Hochkonjunktur? Oder vermischen sich Fantasie und Realität so, dass nicht mehr auseinander zu halten ist was wahr und was irreal ist?

Israels Albtraum wurde jetzt angeblich in der Negev- Wüste real: Die Zündung einer „schmutzigen Bombe“.

Am 07. Mai berichtete Umwelt und Energie-Report:

Moskau hat am selben Tag bei der UN-Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag (NPT) in New York gefordert , die Konferenz solle die ukrainische Regierung unmissverständlich dazu aufrufen, den Bau einer „schmutziger Bombe“ in der Ukraine unmöglich zu machen.

 

Angela Merkel zu Obama: Wir brauchen rechtliche Regelungen für die weltweite Gemeinschaft
Angela Merkel zu Obama: Wir brauchen rechtliche Regelungen für die weltweite Gemeinschaft

Dass die sogenannte „schmutzige Bombe“ doch kein Beispiel für augenblicklichen Fantasie und „Terror im Kopf“ ist, so heißt der Titel des aktuellen Spiegel-Ausgabe zum Thema , beweist, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits Jahre zuvor, nämlich im April 2010 auf dem Atomgipfel in Washington bessere juristische Mittel zur Sicherung von nuklearem Material gefordert hat, das dem Bau einer sogenannten schmutzigen Bombe dienen könnte. Und jetzt ist es passiert? Nicht nur eine, mehrere „schmutzige Bomben“ wurden in der Negev-Wüste gezündet? Israels Albtraum die Terrortruppe des IS könnte eine „schmutzige Bombe“ zünden ist Realität geworden? Ja, aber Israel hat diese Realität selbst geschaffen. In der Negev-Wüste sollen die Auswirkungen einer solchen Bombe jetzt heimlich simuliert worden sein, um vorbereitet zu sein, wenn dies in Israel selbst passieren würde.

Radioaktives Material für  den IS?
“Wir werden unseren Dschihad gegen die Juden und Feinde Gottes fortsetzen, und niemand kann uns davon abhalten”, hatten Anhänger des “Islamischen Staates” (IS) gerade in einem Pamphlet formuliert. Tel Aviv bezichtigt sie, sie wollten einen neuen Krieg in Nahost lostreten. Israels größte Sorge dabei ist, dass militante Islamisten einmal in den Besitz radiokativen Materials gelangen, zum Beispiel in Syrien oder Irak und daraus eine „schmutzige Bombe“ formen könnten, um sie dann gegen den jüdischen Staat einzusetzen.

Obamas Berater für Terrorismus, John Brennan, hatte bereits lange zuvor erklärt, es gebe “klare Hinweise”, dass das Terrornetz al-Qaida in den vergangenen Jahren mehrfach versucht habe, in Besitz von Nuklearmaterial zu kommen. Al-Qaida arbeite dabei mit internationalen Banden zusammen, die sich auf den Schmuggel mit spaltbarem Material konzentrierten.
Bei einer „schmutzigen Bombe“ werden konventioneller Sprengstoff und radioaktives Material zusammengepackt und dann gezündet.

Die größte Wirkung erhält eine solche Bombe wenn sie von einem Flugzeug aus gezündet wird. Die Winde zerstreuen das strahlende radioaktive Material über eine große Fläche die lange Zeit unbewohnbar ist.
Die israelische Zeitung “Haaretz” hat jetzt gemeldet, dass Israel die Auswirkungen einer solchen hochgefährlichen Waffe in der Negev-Wüste getestet habe: Seit 2010 seien mit dem Projekt “Sade Jarok” (Grüne Wiese) vier Jahre lang die möglichen Schäden eines solchen Angriffs auf Israel simuliert worden. Die Tests wurden demnach von Wissenschaftlern des Atomreaktors Dimona mit Sprengsätzen mit einem Gewicht von 250 Gramm bis 25 Kilo getestet.
Bereits 2013 hatte der damalige israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon dem Iran bei einer Veranstaltung in Kanada vorge- worfen, Terroristen mit nuklearem Material für „schmutzige Bomben“ auszustatten. Die sollten sie dann gegen Ziele im Westen einsetzen.

Bundeskanzlerin Merkel hatte schon 2010 US-Präsident Obama während des Atomgipfels in Washington vor “schmutzigen” Bomben gewarnt. Die Weiterverbreitung atomarer Waffen an Terroror- ganisationen sei ein reales Problem, stellte Merkel fest. Und: Seit Ende des Kalten Krieges wachse die Gefahr durch von Terroristen ausgelöste (asymmetrische) Konflikte und Kriege immer weiter.

Merkel: Es fehlt ein gemeinsames Rechtssystem
Merkel bemängelte damals auch der internationalen Gemeinschaft fehle zur wirksamen Sicherung von Atommaterial vor Terroristen ein gemeinsames Rechtssystem.

Kanzlerin Merkel: Die Weiterverbreitung atomarer Waffen an Terrororganisationen ist ein reales Problem
Kanzlerin Merkel: Die Weiterverbreitung atomarer Waffen an Terrororganisationen ist ein reales Problem

Sie erklärte “Es ist darauf hingewiesen worden, dass (…) gar keine juristischen Mechanismen existieren, mit denen die Staaten belangt werden können, die Nuklearmaterial an terroristische Organisationen weitergeben. Wir brauchen also eine internationale Rechtssicherheit.”
Schon vor Jahren war aber bereits die Ukraine in diesem Zusammenhang in den Fokus der Mahner geraten. Die Ukraine wollte damals ihr hochangereichertes Uran loswerden. Ein Großteil des Materials, das für Atomwaffen verwendet werden könnte, sollte noch im selben Jahr, nämlich 2010, außer Landes geschafft werden. Das hatte Präsident Viktor Janukowitsch bei einem Treffen mit Obama in Washington bestätigt. Der US-Präsident sprach seinerzeit von einem “historischen Schritt”.
Unklar war zunächst, wohin das gefährliche Uran kommen solle. Die Ukraine, ein früherer Sowjet-Staat, habe nach wie vor genug hochangereichertes Material, um mehrere Atomwaffen zu bauen, erklärte damals der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs.
Moskau hat jetzt dieses Thema wieder aufgewärmt.

Der ukrainische Sicherheitsratschef Alexander Turtschinow, soll laut der russischen Nachrichten-Agentur Sputnik news, den Bau einer „schmutzigen Bombe“ nicht ausgeschlossen haben.

Sicherheitschef Turtschinow. Bild Evgeny Kotenko
Sicherheitschef Turtschinow. Bild Evgeny Kotenko

Umwelt und Energie-Report hatte am 10.April und 07. Mai darüber berichtet. Der Generaldirektor des Zentrums für strategische Analysen und Prognosen, Sergej Grinjajew, forderte deshalb gestern in Moskau den Westen zu einer Revision seiner Haltung gegenüber Kiew auf .
„Derartige Erklärungen, die von einem ranghohen Politiker abgegeben werden, sollen Bedenken hervorrufen… Die Ukraine hat alle Möglichkeiten, eine solche Bombe zu bauen, weil es auf dem Territorium des Landes Depots mit verbrauchtem Spaltmaterial gibt, erklärte Grinjajew. Ob nicht nur die Ukraine selbst oder auch andere, Separatisten oder auch Sympatisanten der IS-Terroristen auf radioaktives Material zum Bau der schmutzigen Bombe zugreifen können, ließ Grinjajew in seiner Betrachtung offen.