30.06.14 atomunfall

Droht im Donezbecken eine Umweltkatastrophe? Ukrainische Umweltschützer warnen das Donezbecken (Donbass) könne sich in den kommenden Jahren in ein radioaktiv verseuchtes Moor verwandeln. 

Die in Moskau erscheinende „Nesawissimaja Gaseta“ * berichtete jetzt  in der Donbass-Region seien nicht nur Boden, Wasser und Luft mit Schwermetallen und gefährlichen Chemikalien verseucht, die größte Gefahr sei ein Lager für radioaktiven Abfall in der Nähe von Donezk. Die ukrainische NGO „Umwelt. Recht. Mensch“ und unabhängige Gewerkschaftsorganisationen berichteten bereits im vergangenen Jahr von einer drohenden Umweltkatastrophe. Die Umweltschützer betreiben, laut der russischen Agentur Sputnik news eigene Forschungen auf Grundlage von UN-Methoden, weil die zuständigen Behörden nichts unternähmen.

“Kümmern um Schmetterlinge”
„Die Regierung spricht in Bezug auf den Krieg im Donezbecken über den Tod von Menschen und zählt die wirtschaftlichen Verluste, doch berücksichtigt dabei gar nicht, dass der größte Schaden in dem Krieg der Umwelt zugefügt wird.

Wie überall: Nichts sehen- nichts sagen - nichts hören
Wie überall: Nichts sehen- nichts sagen – nichts hören

Bei uns wird der Umweltschutz traditionell als ‚Kümmern um Schmetterlinge‘ bezeichnet. Doch tatsächlich handelt es sich um die Gesundheit von Millionen Menschen, darunter derjenigen, die nicht in den umkämpften Gebieten leben. Die Wirtschaft könnte wiederaufgebaut werden. Die Folgen einer Umweltkatastrophe werden noch mehrere Jahrzehnte und Jahrhunderte zu spüren sein“, so eine Mitarbeiterin der Umweltschutzorganisation.
Seit Herbst werden im Donezbecken Boden-, Wasser- und Luftproben genommen. Bereits am Jahresende sei festgestellt worden, dass die Konzentration von Schwermetallen wegen des andauernden Beschusses deutlich angestiegen sei.

Dort droht eine Umweltkatastrophe
Experten betonen, dass sich im Donezbecken vor Kriegs- beginn rund 4.000 als gefährlich eingestufte Objekte befanden.

Soziologe Jewgeni Kopatjko, der diese Region gut kennt, führt als Beispiel an: „Wenn man aus Konstantinowka nach Donezk fährt, ist auf einer Seite die Koksofenanlage Awdejewski und auf der anderen Seite die Koksofenanlage Jassinowski zu sehen. Am dritten Werk, Stirol, werden Gefechte geführt. Dort droht eine Umweltkatastrophe. In der Nähe der umkämpften Gebiete befinden sich das AKW Saporoschje und etwas weiter weg das AKW Südukraine.“
Im Januar traf ein Geschoss ein Chlorlager. Vertreter eines Wasserversorgers im Donezbecken betonen, dass das ausgetretene Chlor Hunderttausende Einwohner bedrohen könnte.

Angst vor Explosion im Chemiewerk

Die Einheimischen hätten vor allem Angst vor Explosi- onen in Chemiewerken, berichtet die russische Nach- richten-Agentur. In einem Donezker Chemiewerk laufe trotz der Kämpfe der Betrieb weiter und stelle somit eine Gefahr dar.
Am 16. Juni kam es, laut Agentur, zu einer Explosion in einem unterirdischen Lager mit Großkalibergeschossen nahe einer Donezker Chemiefabrik. Nach Angaben der ukrainischen Behörden könnte ein nahegelegenes Lager für radioaktiven Abfall davon betroffen sein. Das ukrainische Umweltschutzministerium wandte sich an die OSZE mit der Bitte, die radioaktive Strahlung im Donezbecken zu kontrollieren. Ob die OSZE darauf reagiert hat, ist bislang nicht bekannt, berichtet die Agentur weiter.
Experten warnen zudem vor einer weiteren Gefahr. Nahe einiger überfluteter Gruben war 1979 ein Atomtest durchgeführt worden. Das Schachtwasser könnte radioaktive Stoffe an die Oberfläche gespült haben.
*Bis zum Jahr 2005 gehörte die Nesawissimaja Gaseta Boris Beresowski. Dann wurde sie von dem ehemaligen Regierungs-Berater Konstantin Remtschukow gekauft. Er ist heute auch Chefradakteur und Herausgeber der Zeitung ist, schreibt Wikipedia. Offizieller Eigentümer sei allerdings seine Ehefrau Jelena Remtschukowa, da es einem Staatsbeamten per Gesetz verboten sei, Privatgeschäften nachzugehen. Remtschukow dementierte Mutmaßungen, dass er das Blatt als Strohmann für einen Dritten gekauft hatte. In diesem Zusammenhang sei als möglicher, tatsächlicher Käufer der russische Aluminium-Milliardär Oleg Deripaska genannt worden.