Sinkender Ölpreis: Russlands Währung und der Staats-Haushalt muss Milliarden-Verluste verkraften ..., Bild U&E
Sinkender Ölpreis: Russlands Währung und der Staats-Haushalt muss Milliarden-Verluste verkraften …, Bild U&E

Noch sind nach der Weltklimakonferenz keine einscheidenden Maßnahmen zur Dekarbonisierung weltweit getroffen worden. Aber schon jetzt erhalten die Ölförderstaaten wie Russland einen kleinen Vorgeschmack darauf wie sich solche Maßnahmen auf den Staatshaushalt auswirken können: Der Ölpreis sinkt und sinkt …
Nachdem die OPEC bei ihrer letzten Sitzung Anfang des Monats ihre Ölförderquote unverändert gelassen hat, sinkt nun der Ölpreis weiter. Wenn es so weitergeht, wird die russische Regierung im kommenden Jahr eine schwierige Entscheidung treffen müssen, beruft sich die russische Nachrichten-Agentur Sputnik news bei ihrem gestrigen Bericht auf Aussagen von Experten.

Auch der Iran erhöht seine Öl-Förderung
Vitali Krjukow, Chefanalyst von Small Letters, sagte demnach am Dienstag, 15. Dezember, im russischen Radiosender Kommersant FM, es gebe über die OPEC-Entscheidung hinaus mehrere Gründe für den Preisverfall: „Es gibt Berichte, wonach der Iran seine Öllieferungen allmählich erhöht.  …

Zu erwähnen sind auch der Verzicht der USA auf das Öl-Exportembargo sowie die Aufwertung des US-Dollar. Doch eine größere Rolle spielen aus meiner Sicht spekulative Faktoren. Denn ein solcher Preissturz lässt sich schwer durch eine bloße Überproduktion von OPEC-Öl erklären.“
Wie aus dem jüngsten Bericht der Internationalen Energieagentur hervorgeht, schreibt Sputnik news, soll die Nachfrage nach Öl im kommenden Jahr um 1,2 Millionen Barrel pro Tag weltweit steigen. Dieses Wachstumstempo wäre deutlich niedriger als im laufenden Jahr. Das drücke den Ölpreis zusätzlich nach unten. 16.12.15 Logo IEA

Am Dienstagmorgen kostete Rohöl der Marke Brent an der Londoner Börse ICE Futures 37,74 US-Dollar pro Barrel. Einen Tag zuvor war der Preis sogar unter die 37-Dollar-Marke gefallen – erstmals seit 2008. Die Agentur weist auch daraufhin, dass unterdessen auch der Wechselkurs der russischen Nationalwährung sinke. Ein Dollar kostete am Dienstag knapp 71 Rubel.
Heute, so prophezeite die Agentur, …

könnte der Ölpreis weiter sinken, und zwar im Hinblick auf die Sitzung der US-Notenbank Fed. Diese wolle offenbar den Leitzins erhöhen, prognostiziert der russische Experte Dmitri Alexandrow von Univer Capital.

„Der ganze Markt erwartet einen Preisrückgang. Wir gehen davon aus, dass die Fed ihren Leitzins um 0,25 erhöhen wird. Weniger wahrscheinlich ist eine Erhöhung um 0,5 Prozent. Die Statistik war nicht besonders gut, darunter auch in Bezug auf den Arbeitsmarkt und auf den nicht-produzierenden Sektor der US-Wirtschaft. Dann werden die Kommentare wichtig sein. Die Frage ist, ob der Leitzins nun linear mit jeder Sitzung steigen wird. Danach wird sich auch die Marktreaktion richten. Angesichts dieser Nachricht erwarten wir, dass der Ölpreis zurückgeht. Möglicherweise wird aber auch der Tiefpunkt des Preisverfalls fixiert“, kommentierte der russische Experte Alexandrow für Kommersant FM.

Ein ziemlicher großer Schock für Russland
Die Agentur berichtet weiter der russische Staatshaushalt für das kommende Jahr sei auf einen durchschnittlichen Ölpreis von 50 US-Dollar pro Barrel zugeschnitten.

Das Finanzministerium habe auch ein pessimistischeres Szenario entwickelt, wonach der Durchschnittspreis höchstens 40 Dollar betragen wird. In diesem Fall schrumpften die russischen Haushaltseinnahmen um umgerechnet 20 Milliarden Euro.

Russischer Finanzminister Anton Siluanow: Milliardendefizit im Haushalt wegen der niedrigen Öl- und Gaspreise, bild sputnik news
Russischer Finanzminister Anton Siluanow: Milliardendefizit im Haushalt wegen der niedrigen Öl- und Gaspreise, bild sputnik news

Die russische Zeitung „Wedomosti“ zitiert die Analystin Alina Sljusartschuk von Morgan Stanley, ein Preissturz auf 40 Dollar pro Barrel würde für Russland ein ziemlich großer Schock sein. Die Regierung in Moskau stehe dann vor einer schwierigen Wahl: Entweder müsse sie die Staatsausgaben drastisch kürzen oder eine höhere Neuverschuldung wagen und die Reserven intensiv verbrauchen – in der Hoffnung, dass Öl wieder teurer wird.
Die OPEC wartet unterdessen ab. „Ein Trend zu einem Öl-Preisanstieg soll sich, wie erwartet, gegen Februar 2016 bilden. Wenn es aber nicht dazu kommt, wird die OPEC offensichtlich eine sehr dringende Sitzung brauchen“, sagte der Präsident der Organisation, Nigerias Ölminister Emmanuel Ibe Kachikwu, nach Angaben der russischen Agentur Interfax vom Dienstag. Kürzlich hatte die OPEC in einer Sitzung beschlossen, die faktische Ölförderung bei rund 31,5 Millionen Barrel pro Tag zu belassen.