Im Kreml hat man eine andere Sicht auf den ersten bekannt gewordenen Fall von atomarem Terrorismus gewordenen
Im Kreml hat man eine andere Sicht auf den ersten bekannt gewordenen Fall von atomarem Terrorismus , bild Kirill Kalinikov

Während Lawrows  jährlicher Pressekonferenz in Moskau…

28.01.16 Lawrow

„Die von London veranstaltete Show um den Fall des ehemaligen Mitarbeiters im russischen Geheimdienst FSB, Alexander Litwinenko“, der mit dem atomarem Stoff Polonium von zwei russischen Geheimdienstmännern in London vergiftet wurde, „wird die Beziehungen zwischen Großbritannien und Russland ernsthaft verkomplizieren.“ Das erklärte der russische Außenminister Sergej Lawrow, heute, 26.Januar, bei seiner jährlichen Pressekonferenz zu den Ergebnissen der außenpolitischen Tätigkeit Russlands im Jahr 2015, berichtete die von Moskau gesteuerte russische Nachrichten-Agentur Sputnik-news.
Einen Tag zuvor hatte der Sprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, geurteilt, dass im britischen Bericht zum Fall Litwinenko alles sehr oberflächlich und unprofessionell sei, und es keine realen Absichten „gegeben hat und gibt, die Wahrheit zu ermitteln.“

Außenminister Lawrow:
Außenminister Lawrow:

„An die oberste Führungsetage Russlands“, so Lawrow heute, „ wurden ernsthafte Beschuldigungen erhoben, wobei keinerlei Beweise vorgelegt wurden. Alle Schlussfolgerungen stützen sich auf Aussagen selektiv ausgesuchter Zeugen statt objektiver Personen oder auf Aussagen, die der Geheimhaltung unterliegen“, beklagte Lawrow auf der Pressekonferenz.

Wünschen uns eine objektive Ermittlung
„Wir würden uns auch wünschen, dass in Britannien eine objektive Ermittlung der sich mehrenden Todesfälle unter russischen Bürgern durchgeführt wird, an die man sich nach zehn Jahren nicht mehr erinnert, weil man sie bereits mehrere Monate später vergisst und uns nichts erzählt….
…Ich bin nur mit einem einverstanden, was das britische Außenministerium gesagt hat. Es sagte, der Fall Litwinenko werde unsere bilateralen Beziehungen noch komplizierter machen. Dem stimme ich vollkommen zu. Nur ist es nicht der Fall Litwinenko selbst, sondern die Show um den Fall Litwinenko, die unsere Beziehungen ernsthaft erschwert“, so der Diplomat.

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Gerechtigkeit walten lassen

Wirklich interessant ist in dem Zusammenhang, dass der Minister seine jährliche Pressekonferenz zu den Ergebnissen der außenpolitischen Tätigkeit Russlands im Jahr 2015 dazu nutzte an die deutsche Adresse die Forderung zu richten, er erwarte, dass die deutschen Ermittlungsbehörden im Fall des 13-jährigen russischstämmigen Mädchens, das in Berlin „vermutlich Opfer sexuellen Missbrauchs wurde“, Gerechtigkeit walten lassen.“
Die 13-jährige Lisa war am 11. Januar als vermisst gemeldet worden. Am Tag darauf wurde sie auf der Straße aufgefunden. Familienangehörige berichteten dem russischen Fernsehen, das Kind sei von drei Migranten entführt und mehrfach vergewaltigt worden. Nach Darstellung der deutschen Polizei hat es weder eine Entführung noch Vergewaltigung gegeben.
In diesem Fall aber fordert Lawrow „Ich denke, hier müssen Wahrheit und Gerechtigkeit triumphieren. Ich hoffe, dass die Migrationsprobleme nicht zu Versuchen führen werden, aus innerpolitischen Gründen die Realität politisch korrekt zu retuschieren. Das wäre falsch.“

Schafft Lawrow jetzt  auch Unfrieden in Berlin?

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und die Kanzlerin auf dem Weg zur Kabinettssitzung
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und die Kanzlerin auf dem Weg zur Kabinettssitzung

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier reagierte am Mittwoch empört und warnte  Russland davor, mit Berichten über die angebliche Vergewaltigung einer Russlanddeutschen in Berlin Unfrieden zu stiften. Er warf dem russischen Außenminister vor politische Propaganda zu betreiben. Steinmeier erklärte er könne den Behörden in Moskau nur raten, sich auf den Stand der Ermittlungen in diesem Fall zu beziehen – nicht auf spekulative Medienberichte.

Der Fall war am Mittwoch, 26.Januar, auch Thema eines Gesprächs zwischen einem Vertreter des Auswärtigen Amtes und dem russischen Botschafter.
Zurück zum ersten bekannt gewordenen Fall von atomarem Terrorismus. Da wiegele gestern der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow ab.

„Dass Russland, Putin und das KGB schuld seien,
… wurde meines Erachtens schon gesagt, als Litwinenko seine Augen noch nicht geschlossen hatte
…Diese Phrasen wurden gesagt, ohne jegliche Ermittlungen“, sagte Peskow im Gespräch mit dem russischen TV-Sender Erster Kanal. „Daraus folgt, dass trotzdem natürlich alles sehr oberflächlich, alles sehr unprofessionell ist. Reale Absichten, die Wahrheit zu ermitteln, hat es nicht gegeben, und es gibt sie nicht.“
Putins Sprecher Dmitri Peskow: Schuldige schon gefunden als ...
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Gestorben nach einer Tasse Tee

Der nach Großbritannien geflohene ehemalige russische Geheimdienstler Alexander Litwinenko starb im Jahr 2006 bald nach der Zuerkennung der britischen Staatsbürgerschaft.

Sein Wohlbefinden verschlechterte sich bald nach einem Treffen mit Andrej Lugowoi und Dmitri Kowtun und einem gemeinsamen Teetrinken. Nach dem Tod wurde in Litwinenkos Körper eine bedeutende Menge des radioaktiven Stoffes Polonium-210 festgestellt.

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Litwinenko: Erster Fall von atomarem Terriorismus