Männergespräche zur Sache: Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler, Sigmar Gabriel mit Präsident Putin: Der Bundeswirtschaftsminister hatte den Kreml-Chef  Ende vergangenen jahres aufgefordert den Bau von  Nord-Stream zwei durchzuziehen
Männergespräche zur Sache: Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler, Sigmar Gabriel mit Präsident Putin: Der Bundeswirtschaftsminister hatte den Kreml-Chef Ende vergangenen Jahres aufgefordert den Bau von Nord-Stream zwei durchzuziehen

Die Pläne von EU-Klima- und Energiekommissar Miguel Arias Caňete Europa mit dem forcierten Ausbau von LNG-Projekten weniger abhängig von Russlands Gas werden zu lassen sind bereits auch aus anderen Quellen durchgesickert und treffen in Berlin auf eine Kanzlerin und einen Wirtschaftsminister die beide in eine entgegengesetzte Richtung zielen.

Der geplante Ausbau der Ostsee-Gaspipeline Nordstream von Russland nach Deutschland hatte, wie Umwel-Energie-Report bereits berichtet hatte (s. unten), in der Tat zu heftigem Streit beim EU-Gipfel Ende vergangenen Jahres in Brüssel geführt.

Die Kanzlerin hatte die Aufnahme einer deutlichen inhaltlichen Positionierung gegen das Projekt in das endgültige Dokument verhindern können. Dort wird jetzt nur noch darauf verwiesen, dass „jegliche neue Infrastruktur vollkommen mit dem dritten Energiepaket“ und anderen EU-Regeln in Einklang stehen muss.

Als Beispiel für die Unabhängigkeit von Moskau wird im

Freude für Wirtschaftsminister Gabriel, hier mit der Kanzlerin im Bundestag: Beim Ausbau von Nord-Stream II  zieht sie mit Wirtschaftsminister Gabirle an einem Strang
Freude für Wirtschaftsminister Gabriel, hier mit der Kanzlerin im Bundestag: Beim Ausbau von Nord-Stream II zieht sie mit ihm  an einem Strang

Zusammenhang mit Caňetes Plänen immer wieder die Ex-Sowjetrepublik Litauen genannt. Das Land hat vor rund einem Jahr ein schwimmendes Flüssiggasterminal in Betrieb genommen. Nach einem weiteren Ausbau ist es in der Lage von überall her, zum Beispiel auch aus den USA, sein Flüssiggas zu beziehen, das anschließend wieder in den normalen Gaszustand zurück versetzt wird. Bisher war es zu fast 100 Prozent von russischem Gas abhängig.

Ein Pfand in der Hand

Staatschefin Dalia Grybauskaite hat nun nicht nur ein Instrument zur Versorgungssicherheit in der Hand. Es ist auch ein starkes Pfand bei sonstigen Gasbezugs-Verhandlungen, z. Beispiel mit Gazprom. Der russische Gasmonopolist soll bei späteren Verhandlungen einen Rabatt von 20 Prozent gewährt haben.

EU-KommissarCañete: So frei wie Litauen sollen sich alle EU-Staaten in punkto Gasbezug  künftig fühlen ...
EU-KommissarCañete: So frei wie Litauen sollen sich alle EU-Staaten in punkto Gasbezug künftig fühlen …

So frei wie Litauen sollen sich künftig, nach den Vorstellungen von EU-Klima- und Energiekommissar Miguel Arias Caňete, auch andere Länder Europas fühlen die bisher noch stark von den russischen Lieferungen abhängig sind. Mit verschiedenen zentralen LNG- Infrastrukturprojekten, aufgelistet im Entwurf einer EU-Verordnung zur sogenannten Energieunion, soll bald jeder EU-Staat sein Gas aus mehreren Ländern beziehen können.
Vor allem Finnland und das Baltikum sollen, wie auch  Griechenland und Rumänien, stärker an das Gasnetz der übrigen EU angebunden werden.

Künftig: Canete gegen Gebriel und Merkel?
Die Bestrebungen von Miguel Arias Caňete laufen damit diametral zu denen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, die den Ausbau der Ostsee-Gaspipeline Nord-Stream zwei favorisieren mit der noch mehr russisches Gas unter Umgehung der riskanten Gas-Transitroute durch die Ukraine, direkt nach Deutschland geliefert werden soll.

Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag: Macht sich Moskau Sorgen um den Bau von Nord-Stream 2?

Und auch: Lawrow: Nord-Stream II profitabel für Deutschland, ganz Europa und Russland