Oben auf der Agenda: Klimaneutrale Industrie
Um das von der Bundesregierung selbst gesetzte Ziel zu erreichen , die Treibhausgasemissionen im Industriesektor bis 2030 um fast 50 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken, müssen dringend Lösungen für klimafreundlichere Produktions- und
Verarbeitungsprozesse in der Industrie gefunden werden, forderte heute, Donnerstag , 06. Juli, der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) in Berlin im Rahmen seines energiepolitischen Dialogformats „Energie-Impuls“. Die bis jetzt betriebenen Produktions- und Verarbeitungsprozesse ,so der DVDW, verbrauchten 2015 mit 1.116 Terawattstunden fast die Hälfte der gesamten Energie in Deutschland.
Dieses und andere Feststellungen standen heute in Berlin im Rahmen des energiepolitischen Dialogformats „Energie-Impuls“, das der Verein mit anerkannten Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über die Potenziale von Gas für einen klimafreundlichen Industriestandort Deutschland diskutierte, im Mittelpunkt
Die Substitution von Kohle und Erdöl durch Erdgas ermögliche eine zügige und signifikante Reduktion von Treibhausgasemissionen im Industriesektor, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. In einem zweiten Schritt könne die allmähliche Steigerung des Anteils erneuerbarer und synthetischer Gase schließlich zur weitgehenden Treibhausgasneutralität führen. Durch die
intersektorale Verknüpfung der bestehenden Infrastrukturen könnten schließlich weitere Effizienzressourcen gehoben werden, äußerte DVGW- Präsidiumsmitglied Heinrich Busch beim zugleich stattfindenden DVGW-Expertenforum „Stromsektor und Industrie“.
Um Anreize für die Industrie zu schaffen, diese drei Schritte (fuel, content und modal switch) zügig umzusetzen, sollten nach Ansicht des Vereins bei der Nutzung von klimafreundlichen Gasen die anfallenden Treibhausgaseinsparungen positiv auf das eigene Emissionskonto angerechnet werden. Maßnahmen mit einer hohen CO2-Vermeidungskosteneffizienz sollten in Anbetracht des verbleibenden Emissionsbudgets und der notwendigen Umsetzungsgeschwindigkeit im Vordergrund stehen und politisch unterstützt werden.
„Deutschland hat das Potenzial, sich gleichzeitig als wirtschaftlich starker und klimafreundlicher Industriestandort zu positionieren – und jene Zukunftstechnologien zu entwickeln, die deutsche
Unternehmen erfolgreich exportieren können. Damit dies gelingt, sind zunehmend Investitionen in Anlagen und Prozesse erforderlich, die grüne Gase nutzen und integrieren oder auch CO2-Senken schaffen. Dafür sind insbesondere Marktentwicklungsprogramme für technologieoffene Pilot- und Demonstrationsprojekte nötig, um die Nutzung und den Einsatz von Biogas, Biomethan sowie grünem Wasserstoff und synthetisierten Gasen in industriellen Anwendungen auf den Prüfstand zu stellen“, erklärte Busch.
Dadurch könne zusätzliches Know-how generiert und die internationale Marktfähigkeit hergestellt werden. Bei derartigen Investitionen sei die Industrie jedoch auf eine frühzeitige und langfristig verbindliche Planungssicherheit angewiesen. In der kommenden Legislaturperiode solle daher die Ausarbeitung und Festlegung eines Pfades hin zur weitgehend klimaneutralen Industrie in Deutschland ganz oben auf der energie- und industriepolitischen Agenda stehen, so Busch weiter.
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