„Ich bin sehr froh, dass es dem Monitor-Team gelungen ist, weitergehende Sicherheitslücken in Tihange aufzudecken“, kommentierte Städteregionsrat Helmut Etschenberg die Meldung, die in den vergangenen Tagen durch die Öffentlichkeit sauste. Zugleich betonte Etschenberg aber auch: Diese Nachricht sei keine Überraschung für ihn, gleichwohl eine Bestätigung seines bisherigen Handelns. Denn: „Schon seit über einem Jahr argumentieren wir vor belgischen Gerichten, gegenüber der EU-Kommission und dem Bundesumweltministerium, dass sich die Menschen in der Aachener Region durch Tihange 2 bedroht fühlen. Insofern warte ich mit Spannung auf den Bericht und die Offenlegung der sogenannten Precursor – Zwischenfälle.“ Auch Umwelt- und Energie-Report hatte in der Vergangenheit immer wieder über die beiden belgischen Pannenmeiler Tihange und Doel berichtet (s. unten) Nun kommen weitere Details des

Städteregionsrat Helmut Etschenberg (vorne links) und der Aachener Beigeordnete Dr. Markus Kremer (vorne rechts) haben auf der Aachener EUREGIO-Wirtschaftsschau gemeinsam mit vielen Partnern der „DreiländerRegion gegen Tihange“ eine Infobroschüre für die Bevölkerung vorgestellt….

belgischen Versagens und der technischen Mängel ans Licht. Laut einer Pressemeldung vom 01.02.2018 liegt den Redaktionen ein Schreiben der belgischen Atomaufsicht (FANC) vor, das eine deutliche Häufung von so genannten „Precursor“-Fällen (deutsch: Vorbote) im Atomreaktor Tihange-1 belegt. Demnach hat es in den Jahren 2013 bis 2015 insgesamt acht solcher Ereignisse in Tihange-1 gegeben – das ist mehr als die Hälfte aller „Precursor“-Fälle in ganz Belgien. Bisher galten insbesondere die Reaktoren Tihange-2 und Doel-3 als besonders riskant.

Zum Ausmaß der Bedrohung durch die „Precursor“-Fälle kann bisher selbst der technische Berater und ehemalige Leiter des Büros für Atomsicherheit, Prof. Dr. Wolfgang Renneberg, jetzt noch keine Wertung abgegeben. Allerdings ist die statistische Häufung auch für ihn bedenklich. Renneberg war von 1998 bis 2009 auch Leiter der Abteilung Reaktorsicherheit, Strahlenschutz und Entsorgung des Bundesumweltminsteriums.

Experte für Atomsicherheit: Professor Wolfgang Renneberg…Bundesumweltministeriums.

„Wissend, dass die (Atom)-Anlage Tihange 2 mit erheblichen (!) Mängeln betrieben wird, kann ich mir gut vorstellen, dass auch andere Anlagen unter der gleichen Atomaufsicht mit einer Sicherheitskultur betrieben werden, die hier in Deutschland so nicht genehmigungsfähig wäre“, so Etschenberg.  .

Genau vor zwei Jahren hatte die StädteRegion Aachen Klage vor dem Staatsrat eingereicht. Der sogenannte „Nichtigkeitsantrag“ richtet sich gegen das erneute Hochfahren des Reaktorblocks 2, der wegen tausender Risse im März 2014 vorübergehend stillgelegt worden war. Über Einhundert Kommunen aus Deutschland, den Niederlanden und Luxemburg sowie die Länder Nordrhein-Westfalen ( bereits bevor Armin Laschet neuer Ministerpräsident wurde)  und Rheinland-Pfalz sind der Klage beigetreten. Etschenberg erklärte zwar: „Ich bin sehr froh, dass der neue NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hierzu eindeutig Position bezieht und die Abschaltung der maroden Anlage unterstützt“. Doch ist von Laschet außer warmen Worten bisher nichts zu vernehmen.