Die Verkaufsmengen von Pflanzenschutzmitteln (Pestiziden) in der Landwirtschaft bleiben weiter hoch, verkündete gestern, Dienstag, 21. Dezember, das Umweltbundesamt (UBA) und belegte dies mit Daten des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).

 Sorge bereite ihm aber jetzt, „…dass der Verkauf problematischer Wirkstoffe steigt....!" Dirk Messner, bild uba
Sorge bereite ihm aber jetzt, „…dass der Verkauf problematischer Wirkstoffe steigt….!” Dirk Messner, bild uba

Nach kurzfristig rückläufigen Verkaufszahlen in den Jahren 2018/2019 fragten demnach  Landwirtinnen und Landwirte im vergangenen Jahr wieder deutlich häufiger bestimmte problematische Wirkstoffe nach, etwa bienengefährliche Insektizide und grundwasserkritische Herbizide. Ursache für den Rückgang  in den beiden Jahren zuvor  könnte laut UBA hauptsächlich die außergewöhnliche Trockenheit 2018 und 2019 zu einem zwischenzeitlich geringeren Pestizidabsatz gewesen sein.

„Seit über 40 Jahren ist der Absatz von Pflanzenschutzmitteln in der deutschen Landwirtschaft mehr oder weniger unverändert“, konstatierte in dem Zusammenhang noch mal Dirk Messner, Präsident des UBA .  Sorge bereite ihm aber jetzt, „…dass der Verkauf problematischer Wirkstoffe steigt. Für eine zukunftsfähige Landwirtschaft muss der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln insgesam t deutlich reduziert werden!“  Hierzu schlägt das UBA jetzt Maßnahmen auf EU- und nationaler Ebene vor.

Die Farm-to-Fork-Strategie des European Green Deal der EU sieht vor, dass bis 2030 die eingesetzte Menge von Pflanzenschutzmitteln und das damit verbundene Risiko halbiert werden. Um dies in Deutschland umzusetzen, schlägt das  UBA ⁠ vor, das Ziel in den Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz für die nachhaltige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP) aufzunehmen und mit konkreten Maßnahmen zu hinterlegen.
Besonders umweltschädliche Wirkstoffe müssen nach Ansicht des UBA über nationale Verordnungen verboten werden können, so wie es bereits in Frankreich geschieht. Dazu müsste allerdings eine entsprechende Rechtsgrundlage geschaffen werden. Pestizidarme Anbaumethoden sowie der Ökolandbau und die ambitionierte Umsetzung des Integrierten Pflanzenschutzes sollten stärker gefördert werden, u. a. mit den dafür vorgesehenen Geldern der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU. Weiter rät das UBA dazu, nicht mit Pestiziden behandelte Rückzugsräume auf Agrarflächen, sogenannte Refugialflächen, zu schaffen, die die negativen Effekte des verbleibenden Pestizideinsatzes auf  Flora und  Fauna kompensieren können. Außerdem schlägt das UBA vor, eine zweckgebundene Pflanzenschutzmittelabgabe nach dem Vorbild Dänemarks einzuführen, um Anreize für eine pestizidärmere Landwirtschaft zu schaffen.