Obwohl es in den letzten Wochen viel geregnet hat, bewegen sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen in Baden-Württemberg laut Zahlen der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg auf unterdurchschnittlichem Niveau. Auch die Böden waren bis zum Ende des Monats zu trocken. Zeitgleich steigt der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft kontinuierlich an, konstatierte der BUND Baden-Württemberg am gestrigen Donnerstag, 03. August, auch  gegenüber Umwelt- und Energie-Report.

 „Die Landwirtschaft ist wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig von Wetter und Klima beeinflusst!“...!" Bild DWD, Rüdiger Manig
Die Landwirtschaft ist wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig von Wetter und Klima beeinflusst!“…!” Bild DWD, Rüdiger Manig

Christoph Schramm, Agrarreferent beim BUND Baden-Württemberg betonte in diesem Zusammenhang noch mal : „Die Landwirtschaft ist wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig von Wetter und Klima beeinflusst!“ Doch er verweist darauf, dass  in diesem Jahr   vor allem im Mai und Juni Niederschläge fehlten und es war zudem sehr heiß. Der in den letzten Wochen einsetzende Regen verbessere zwar die Ertragsaussichten für manche Feldfrüchte, erschwere aber gleichzeitig die Ernte selbst. Seine Bilanz: „In Summe sind die Böden im Südwesten immer noch zu trocken – insbesondere in tieferen Bodenschichten. Die Klimakrise ist Realität für Bäuer*innen. Und das bedeutet für die Landwirtschaft ein grundsätzliches Umdenken, was, wo und wie angebaut wird.“

Der Verband verweist in seinem Statement zur Lage darauf hin, dass es in Zeiten der Klimakrise mehr denn je eine boden- und wasserschonende Landwirtschaft brauche. Und aus Sicht des BUND sind Irrwege, wie gentechnisch veränderte Sorten dabei nicht die Lösung. Um sowohl Regen- als auch Trockenspitzen abzupuffern, müssen Grünland und Ackerflächen Wasser speichern können. Die ökologische Landwirtschaft liefert in Sachen Bodenschutz besonders viele Praxiserfahrungen, die auch konventionelle Betriebe nutzen können. Zum Beispiel können Bäuer*innen mit vielfältigen Fruchtfolgen oder Mischkulturen die Risiken von Ernteverlusten bei einzelnen Kulturen ausgleichen. Unverzichtbar für bessere Böden ist aus Sicht des BUND eine bodenfreundliche Bewirtschaftung mit weniger Pestizideinsatz und mehr Weide- statt Stallhaltung bei Nutztieren. Zudem gib es große Synergien zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung bei der Bodenbewirtschaftung: Durch Humusaufbau wird nicht nur Kohlenstoff gebunden, sondern die Böden können auch besser Wasser speichern und werden bei Starkregen nicht so leicht weggeschwemmt.
„Dort, wo eine Minimalbewässerung nötig ist, müssen wassersparende Methoden, wie gezielte Tröpfchenbewässerung zum Einsatz kommen, und es darf nur so viel Wasser entnommen werden, dass wasserabhängige Lebensräume nicht geschädigt werden”, so BUND-Agrarreferent Schramm. Derzeit müssen Bäuer*innen in Baden-Württemberg nur für die Wasserentnahmegenehmigung zahlen, jedoch

"Die gesamte Gewässerökologie leidet unter den massiven Wasserentnahmen.“
Die gesamte Gewässerökologie leidet unter den massiven Wasserentnahmen“; Karin Haug , bild bund

nicht für das Wasser selbst.  Mit dem Wassercent könnte auf Landesebene eine Steuerung des landwirtschaftlichen Wasserverbrauchs erfolgen – in vielen anderen Bundesländern ist das bereits gängige Praxis. „Das Geld sollte aber in die Branche zurückgeführt werden, etwa in Form einer Investitionsförderung für besonders wassersparende Bewässerungstechnik im Gemüsebau“, fordert Schramm. Die Reduktion des Wasserverbrauchs ist jedoch kein rein landwirtschaftliches Thema – auch die anderen Sektoren wie Industrie und Produktion müssen ihre Verbräuche minimieren.

Ein weiteres Problem besteht aus Sicht des BUND darin, dass die genauen Entnahmemengen gar nicht bekannt sind. Da für das Wasser aktuell keine Gebühren anfallen, werden die Mengen nicht systematisch erfasst oder kontrolliert. Das kann dazu führen, dass Gewässer und Grundwasser übernutzt werden, wie   Karin Haug, Regionalvorsitzende des BUND Heilbronn Franken berichtet: „Hier an der Lein arbeiten mehrere Pumpen. Sie können rund 50 Liter pro Sekunde fördern. Die Lein führt aber nur etwa 150 Liter pro Sekunde Wasser. Da bleibt für die Natur nichts mehr übrig. Die gesamte Gewässerökologie leidet unter den massiven Wasserentnahmen.“