In Sachsen-Anhalt ist die im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes von Avacon und des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) initiierte Beimischung von Wasserstoff in ein existierendes Gasverteilnetz   erfolgreich abgeschlossen worden, berichtete am gestrigen Donnerstag, 14. Dezember,  Frank Schwermer, Geschäftsführer der Avacon Netz.   

"Wir können mit Stolz sagen, dass wir das Projekt sehr erfolgreich abgeschlossen haben...“, Frank Schwermer, bild avc.
Wir können mit Stolz sagen, dass wir das Projekt sehr erfolgreich abgeschlossen haben…“, Frank Schwermer, bild avc.

Über einen Zeitraum von zwei Heizperioden wurden demnach dem Erdgas stufenweise bis zu 20 Prozent Wasserstoff zugefügt. An den etwa 350 angeschlossenen Haushaltsgeräten wurde die Geräteeinstellung nicht verändert.

„Wir können mit Stolz sagen, dass wir das Projekt sehr erfolgreich abgeschlossen haben“, klopfte sich bildlich Frank Schwermer, bei seinem Bericht auf die Schulter.    „Mit unserem Gemeinschaftsprojekt haben wir den Nachweis erbracht, dass ohne Veränderungen an den Kundengeräten 20 Prozent Wasserstoff in bestehende Gasnetze eingespeist werden können“, erläuterte er weiter. Und der DVGW-Vorstandsvorsitzende Prof. Gerald Linke erklärt: „Unser Gemeinschaftsprojekt hat eindrücklich bewiesen, dass der raschen Aufnahme erheblicher Wasserstoffmengen über die bestehende Gasinfrastruktur ebenso wie dem Betrieb von angeschlossenen Geräten Tür und Tor offenstehen. Die Einspeisung von Wasserstoff lässt sich somit im großen Maßstab skalieren, und Geräte im Bestand können en bloc auf Wasserstoff umgestellt werden.” Man sieht Linke förmlich auf den Tisch klopfen als er herausstreicht : „Dieses Ergebnis markiert einen Meilenstein in Richtung einer zügigen, technisch sicheren Wasserstoff-Transformation.“

Nach Darstellung beider Organisationen hat das Projekt  zudem grundlegende physikalische Erkenntnisse zur Ähnlichkeit von Erdgas und Wasserstoff erbracht. Sie fließen nun  in das DVGW-Regelwerk ein und erhöhen die Rechtssicherheit für Netzbetreiber. Eine Regelwerksanpassung betrifft die Gasqualität, eine weitere den Prüfumfang: Bei entsprechender sicherheitstechnischer Begleitung durch den DVGW kann auf die Prüfung aller einzelner Gasgeräte bei einer Wasserstoffeinspeisung verzichtet werden. Zukünftig sind stichprobenhafte Prüfungen von Gasgeräten ausreichend, deren Art und Umfang der DVGW spezifizieren wird. „Wir schätzen sehr, dass uns das Gemeinschaftsprojekt den Weg für derart praxisnahe Regelwerksanpassungen ebnet. Dies ermöglicht uns eine schrittweise Erhöhung des Wasserstoffanteils, ohne auf den gewohnt hohen Sicherheitsstandard zu verzichten“, freut sich Gerald Linke.

Der DVGW plant, Angaben zur Wasserstoffverträglichkeit von allen namhaften Geräteherstellern abzufragen und in einer Revision der DVGW-Anpassungsdatenbank im Laufe des Jahres 2024 zu implementieren. „Dieser Nachweis hilft bei Entscheidungen in der kommunalen Wärmeplanung, und die zügige Aufnahme von Wasserstoff über die bereits existierende Infrastruktur stellt einen wichtigen Beitrag zur Sektorenkopplung und Stromnetzentlastung dar“, ist sich Linke sicher.

Für das Projekt wurde ein Netzabschnitt im Gasverteilnetz von Avacon im Jerichower Land in Sachsen-Anhalt ausgewählt. Dieser eignete sich vor allem deshalb, weil die dort verbaute Netzinfrastruktur

" Die Einspeisung von Wasserstoff lässt sich somit im großen Maßstab skalieren ....." Prof. Dr.Gerald Linke
Die Einspeisung von Wasserstoff lässt sich somit im großen Maßstab skalieren …..” Prof. Dr.Gerald Linke

repräsentativ für das gesamte Avacon-Gasverteilnetz ist und die Ergebnisse somit übertragbar sind. Bei dem Netzabschnitt handelt es sich um ein Mitteldruck-Verteilnetz aus den neunziger Jahren mit rund 35 Kilometern Leitungslänge, von dem etwa 350 Netzkunden mit Erdgas versorgt werden. Mit der entsprechenden Menge an Gasgeräten, die vor allem zur Wärmeversorgung dienen, deckt das ausgewählte Netzgebiet eine breite Gerätetechnik ab: Im Projektgebiet waren 352 Geräte von 30 Herstellern verbaut.

Lediglich fünf Geräte wurden vor dem Start der Beimischung auf Wunsch der Hersteller getauscht. Bei der Laboruntersuchung der ausgebauten Geräte wurden jedoch keine sicherheitsrelevanten Mängel festgestellt, so dass auch diese im Netz hätten verbleiben können.

Zwischen allen Beimischphasen erfolgten Stichproben, die durchweg positiv waren. Zudem wiesen alle Geräte während der Beimischphasen weniger Kohlendioxid-Emissionen und auch weniger Kohlenstoff und Stickstoffoxide auf. So werden bei einem Gasgemisch von 20 Prozent Wasserstoff sieben Prozent CO2 eingespart. Durch die Modernisierung eines Heizgerätes mit Brennwerttechnik ist eine Reduktion von etwa 17 Prozent CO2 möglich. Berücksichtigt man beide Faktoren, sind mit 23 Prozent fast ein Viertel an CO2-Einsparungen möglich.

„Besonders stolz macht uns die Tatsache, dass alle betroffenen Haushalte im Untersuchungsgebiet am Projekt teilgenommen haben und wir bei einer abschließenden Kundenumfrage sehr gute Umfrageergebnisse erhielten“, schwärmt Frank Schwermer. So befürworten nach Abschluss des Projektes mehr als 90 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Einsatz von Wasserstoff im Gasnetz oder haben ihre Vorbehalte abgebaut.

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