Brüssel warnt massiv vor den Gefahren die im Internet lauern russischen Gasgiganten Gazprom nach Europa?
Können Europa und die Türkei zu Rivalen beim Gaseinkauf werden?

Könnten die Türkei und Europa absehbar Rivalen im Kampf um Gasressourcen werden? Bemerkenswert: Die von Moskau gesteuerte Nachrichten-Agentur Sputnik-news zitierte einen Bericht der in Brüssel erscheinenden Zeitschrift Politico vom Freitag vergangener Woche in voller Breite.
Anlass zu einem solchen Szenario sei der Abschuss des russischen Jagdbombers Su-24-Jet durch einen türkischen Kampfflieger und die in der Folge stark angestiegenen Spannungen zwischen Moskau und Ankara. Sollte Russland die Gaslieferungen an die Türkei, die maßgeblich davon abhängig ist, einstellen, wäre Ankara gezwungen neue Lieferquellen aufzuschließen und könnte mit Europa dabei in Konflikt geraten.
“Politico” will das einflussreichste Wochen – Magazin im Brüsseler Regierungsbezirk werden. schrieb die ZEIT zum Start des Magazins im April des Jahres. Ihre Leser suche die Redaktion in EU-Gebäuden, Hotels und Fitness-Clubs.

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Prekäre Lage
Die Zeitschrift zitiert den Analytiker des europäischen Bruegel-Instituts, Simone Tagliapietra. Der konstatiert: „Die Türkei befindet sich in einer äußerst prekären Lage,…

… denn die Einstellung der Gaslieferungen durch Russland würde für Ankara aus geopolitischen Gründen zu einer unausweichlichen Katastrophe führen.“ Im Falle des Abbruchs der Beziehungen zu Moskau werde es den türkischen Behörden schwerfallen, in mittelfristiger Perspektive Gaslieferquellen sicherzustellen.
Das Blatt „Politico“ unterstreicht in seinem Bericht, so Sputnik news, dass der jüngste Aserbaidschan-Besuch des türkischen Premiers Ahmet Davutoglu mit dem Wunsch Ankaras verbunden sei, baldmöglichst mit dem Bau der Transanatolischen Gaspipeline (TANAP) zu beginnen. Diese Gasleitung gelte als Schlüsselabschnitt des Großprojektes Südlicher Gaskorridor, das mit Unterstützung der EU-Kommission gestartet wurde und den Transport von jährlich 16 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa, davon sechs Milliarden Kubikmeter in die Türkei, vorsehe.

Transanatolische Gaspipeline

Im Falle der Einstellung der russischen Gaslieferungen würde Ankara viel mehr Gas aus dem Kaspi-Raum benötigen. Die Gasmengen, die Ankara dabei über die Transanatolische Gaspipeline beziehen könnte, würden das Gesamtbild wohl kaum verändern, so der Experte.

Selbst bei einem beschleunigten Bau der Gasleitung sei deren Inbetriebnahme zeitlich viel zu weit entfernt, so Tagliapietra.
Der Analytiker stimmt mit Marco July, seinem Kollegen aus dem European Policy Center, EPC, darin überein, dass Ankara im Kampf um Energieressourcen mit Brüssel rivalisieren werde.
Auch die Versuche der türkischen Behörden, Lieferanten von verflüssigtem Gas an sich zu binden, seien nicht sehr vielversprechend, so Tagliapietra.

Trotz des mit Katar unterzeichneten Memorandums über gegenseitige Verständigung hinsichtlich des Kaufs von verflüssigtem Gas könne die Türkei jetzt von den benötigten 14 Milliarden Kubikmeter Gas nur sieben Milliarden beziehen. Die übrigen sieben Milliarden sollen vertragsgemäß nach Algerien und Nigeria geliefert werden.

Realitätsfremd
Nach Meinung des Experten sind die heutigen Versuche der Türkei, alternative Energielieferungen zu diversifizieren, realitätsfremd.
Indes wird Russland nach Expertenschätzungen den Export von Gas in die Türkei nur einstellen, falls der Konflikt zwischen beiden Staaten in eine neue, noch schärfere Eskalationsphase gehen sollte.

Präsident Recep Tayyip Erdogan: BAuf der Suche nach neuen Gasquellen?
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Die russische Agentur berichtete am Freitag vergangener Woche auch , dass am selben Tag der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zu einem offiziellen Besuch in die zentralasiatische Ex-Sowjetrepublik Turkmenistan geflogen sei.
Die Visite finde anlässlich des 20. Jahrestages der turkmenischen Neutralität statt. Dennoch dürften Energieprobleme, darunter die Lieferung von turkmenischem Gas in die Türkei, ganz oben auf der Tagesordnung stehen, so die Agentur in ihrem Bericht. Geplant seien Treffen Erdogans mit Präsident Gurbanguly Berdymuchammedow sowie mit ranghohen Politikern aus anderen Ländern, die zu den Feierlichkeiten in die Hauptstadt Aschchabad gekommen seien. Der Besuch endete danach am Samstag.