Spannungen im Hintergrund zwischen europäischen und russischen Gaspartnern? Der russische Gasriese Gazprom hat sich am vergangenen Wochenende quasi lautstark in den russischen Medien darüber beklagt,  dass sich die europäischen Partner Engie, Gazprom, OMV, Shell,

Gazpromchef Alexej Miller:  Der geplante Bau der Gaspipeline Nord-Stream 2 belastet die Finanzen..? Wo bleiben die Partner?
Gazpromchef Alexej Miller: Der geplante Bau der Gaspipeline Nord-Stream 2 belastet die Finanzen..? Wo bleiben die Partner?

Uniper und Wintershall nicht mehr mit finanziellen Beiträgen am Aktienkapital der Nord-Stream 2 Gesellschaft beteiligten und Gazprom das ganze Investitions-Kapital alleine stemmen müsse. (Wir berichteten: Russlands-Gasgigant Gazprom wartet auf Geld seiner Partner – auch aus Deutschland.) Wir haben die europäischen Gaspartner dazu befragt und erhielten die unterschiedlichsten Aussagen dazu.

Die von Moskau gesteuerte Nachrichten-Agentur Sputnik hatte gestern, Dienstag 24. Januar, dazu noch berichtet  Manfred Leitner, Vertreter des Verwaltungsrates des österreichischen Öl- und Gasunternehmens OMV, das schon fast 50 Jahre mit Russland zusammenarbeite, habe  per Begrüßungsbrief die Teilnehmer an der 10. Europäischen Gaskonferenz in Wien wissen lassen:

Manfred Leitner, OVM:
Manfred Leitner, OVM: Immer mehr Bedeutung …

„Gaslieferungen aus Russland gewinnen immer mehr an Bedeutung, da die Gasproduktion in Europa Prognosen zufolge in nächster Zeit sinken wird.“ Und weiter …:

„Das Erdgas ist die zentrale Säule in der Energiewirtschaft Europas und so wird es bleiben. Erdgas ist eine ideale Energiequelle, weil es sicher, günstig und naturfreundlich ist. Es ist für die europäische 25.01.17 Logo European Gas Conference WienEnergiesicherheit essenziell, die Rolle von Erdgas zu fördern“, so Leitner in seinem Begrüßungsbrief  bei der 10. Europäischen Gaskonferenz, die derzeit in Wien stattfindet.

Die Gaskonferenz ist Leitner zufolge ein idealer Anlass dafür, dass europäische Institutionen, EU-Mitgliedstaaten, private Gesellschaften und Erdgasförderländer „… zueinanderfinden und die Fragen der europäischen Energiezukunft besprechen“.

 

25.03.16 Pfeil für Text„Neben dem Versuch, die inländische (europäische – Anm. d. Red.) Produktion zu stärken und neue Energiequellen zu unterstützen, ist es höchst wichtig, beiderseits günstige Verhältnisse mit Russland zu fördern“, heißt es in Leitners Begrüßungsbrief so die Sputnik-Agentur in ihrem Brief.  „Die Partnerschaft mit Russland ist für die Energiesicherheit ein Schlüsselelement“, zitiert die Agentur Leitner weiter.

Auf unsere Frage an die europäischen Gazprom-Partner wie es denn mit ihrer finanziellen Beteiligung am Gaspipelinebau Nord-Stream 2 weitergehe erhielten wir die verschiedensten Antworten. Fakt ist aber, dass auf der Internetseite der Nord-Stream 2 AG alle Gesellschaften noch mit ihren entsprechenden Anteilen verzeichnet sind, obwohl bisher nur Absichtserklärungen abgegeben wurden.

25.03.16 Pfeil für TextAuszug aus der Nord-Stream 2 AG- Internetseite:

„Mit einer 51-Prozent-Beteiligung ist die russische OAO Gazprom Hauptaktionär des Pipeline-Projekts. Die führenden deutschen Energieunternehmen Wintershall Holding GmbH und PEGI/E.ON sind mit jeweils 15,5 Prozent beteiligt, die niederländische N.V. Nederlandse Gasunie und der führende französische Energieversorger Engie mit jeweils 9 Prozent. Gemeinsam gewährleisten diese erfahrenen Energieunternehmen den Einsatz neuester Technologien, höchste Sicherheitsstandards und eine professionelle Unternehmensführung für das Nord Stream-Projekt. Ziel ist die Verbesserung der Versorgungssicherheit in Europa.“

Die Nord-Stream 2 AG hat Umwelt- und Energie-Report (U+E)  gegenüber  bestätigt,  die Darstellung der Projektkosten von Nord Stream 2 im Gazprom-Haushalt, wie U+E berichtet habe,  entspreche der aktuellen Situation „ …mit Gazprom als alleinigen Shareholder unser Gesellschaft.“  Die Gesellschaft sei sich aber sicher:

25.03.16 Pfeil für TextWestliche Unternehmen und Gazprom arbeiten intensiv an Lösungen für die Mitwirkung der Unternehmen am Projekt.“

Dabei muss es wohl nicht um ausschließlich finanzielle Beteiligung gehen.

25.03.16 Pfeil für TextEin Sprecher der  Essener E.on-Tochter Uniper erklärte uns:

Uniper möchte das Projekt weiterhin unterstützen und sucht eine Möglichkeit, dies zu tun. Wie genau der Weg aussehen wird, dazu könne  aus jetziger Sicht noch nicht mitgeteilt werden.

25.03.16 Pfeil für TextFür die OVM bestätigte Pressesprecher Robert Lechner gegenüber U+E nochmals:

„Die OMV ist der Auffassung, dass Nord Stream 2 ein positives Projekt für Europa ist und zu wettbewerbsfähigen Transportkosten Gas in den Markt bringen wird. OMV analysiert derzeit Alternativen, um das Projekt zu unterstützen. Aktuell wurden noch keine finalen Entscheidungen getroffen.“

Für die Wintershall erklärte Sprecherin Anna Maria Bungarten:

Die Rücknahme des Antrags auf fusionskontrollrechtliche Freigabe in Polen im August letzten Jahres hat keine Auswirkung auf den planmäßigen Bau von Nord Stream 2, welcher durch den alleinigen Gesellschafter Gazprom weiter vorangetrieben wird. Alle Projektaktivitäten der Nord Stream 2 AG sind unserer Kenntnis nach weiterhin im Zeitplan und die Inbetriebnahme ist für Ende 2019 geplant.

Wintershall ist weiterhin davon überzeugt, dass das Projekt für die europäische Energiestrategie von großer Bedeutung ist und prüft alternative Formen für eine Unterstützung des Projektes.“

25.03.16 Pfeil für TextDie gesamten Komplikationen sind entstanden, weil Polen, gemäß polnischem Kartellrecht, die geplante Gesellschaft mit den europäischen Partnern auffliegen lassen konnte. Danach konnte Warschau die Gesellschaft verhindern, weil Töchter der europäischen Partnergesellschaften auch in Polen Geschäfte betrieben haben. Und hier wird in dem Zusammenhang deutlich, dass Polen den Bau der neuen Gaspipeline, die von Russland direkt nach Deutschland führen soll, mehr als kritisch sieht. Polen hat Angst, dass seine Yamal-Pipeline aus Russland entwertet werde.