Bonn. Die Titelzeile eines umfangreichen Berichts im Bonner General-Anzeiger  (GA) lautete am vergangenen Donnerstag, 24. September: „Bonner Solarfrust“ und die Unterzeile darunter las sich so : Viele Bürger warten monatelang auf den Anschluss ihrer Photovoltaikanlage.“ Bonn gehört zu den fünf Lead-Cities, die insgesamt 130 Mio Euro vom Bund erhielten, um in ihren Städten Modelle zu entwickeln mit denen  letztendlich  bessere Luft in diesen und in anderen  Städten geschaffen werden kann. Modellhaft also!!!

" Viele Bürger warten monatelang auf den Anschluss ihrer Photovoltaikanlage.“   .!.; Bild U u E
” Viele Bürger warten monatelang auf den Anschluss ihrer Photovoltaikanlage.“ .!.; Bild U u E

Die Stadtwerke Bonn geben nun auf Anfrage Erstaunliches zum Besten: „Schon 2019 haben wir mit 170 Anträgen sehr viele bearbeitet.“  In dem aktuellen Titel aber heißt es dann bezüglich 2020  weiter: „In diesem Jahr wurden bislang über 600 gestellt.“

Wie sich inzwischen herausstellte warten die solarinteressierten Bürger monatelang auf den Netzanschluss ihrer Solaranlagen. Die zuständige Behörde war, wie es aus den Bonner Stadtwerken verlautet, auf den Boom nicht vorbereitet.  Im Bericht des General-Anzeigers wird ein zuständiger Fachmann von Bonn-Netz  mit der Aussage zitiert anfangs habe man die wenigen Solaranlagen einfach angeschlossen, ohne sich weitere Gedanken darum zu machen. Im Interesse stabiler Netze müsse heute aber bei der Vielzahl technischer Anlagenlösungen mit  Energiespeichern. Wärmepumpen  und diversen Fördermodellen  genau geprüft werden. Und dann kommt die verblüffende Feststellung des zitierten Fachmannes: „Selbst in den Bundesministerien , die in Bonn teils eigene Anlagen betreiben, staunt man wie komplex das im Detail  ist !“–

In Bonn stehen laut GA-Bericht 2, 6 Mio Euro für eine Werbekampagne für den Erwerb von Solaranlagen zur Verfügung, zusätzlich eine Mio Euro für die Förderung. Inzwischen stellt man sich in der ehemaligen Hauptstadt die Frage, ob es nicht umgekehrt besser wäre.

Angesichts der verblüffenden Lage in Bonn stellten wir, Umwelt- und Energie-Report uns die Frage: Ist Bonn hier ein Einzelfall? Die Frage stellten wir auch dem Verband kommunaler

Versorgungsunternehmen (VKU). Deren Sprecher  übermittelte uns folgende Antwort: „Grundsätzlich

Unten in den Kommunen hat man den Takt noch nicht begriffen?...Katja Dörner, bild bundestag
Unten in den Kommunen hat man den Takt noch nicht begriffen?…Katja Dörner, bild bundestag

sind Netzbetreiber zum Anschluss der Anlagen gemäß EnWG verpflichtet und das tun sie nach Prüfung der Netzverträglichkeit auch. Zu möglichen Verzögerungen liegen uns bundesweit keine Informationen/Zahlen vor.“ Richtig die Netzbetreiber sind verpflichtet und tun das grundsätzlich auch. Hätte die Lead-City Bonn nicht ihre „Hilflosigkeit „ eingestanden, würde das Problem vor Ort gar nicht bekannt werden und als solches überhaupt bekannt werden?!

Und, man muss sich ja auch, im Zusammenhang mit der „Lead-City“  die Frage stellen: Kommt denn diese ganze Entwicklung  für die Lead-City so  überraschend? Nachdem bundesweit immer wieder die Notwendigkeit der Energiewende in allen Einzelheiten propagiert wird. Der politische  Kopf, in Berlin,  tönt immer das gleiche Lied, doch unten in den Kommunen hat man den Takt noch nicht begriffen?

Die Grüne Bundestagsabgeordnete Katja Dörner hat am vergangenen Sonntag, 27. September,  in der Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn  gegen den  bisherigen Amtsinhaber Ashok Sridharan (CDU) gewonnen und wird künftige Oberbürgermeisterin. Sie hat nun die Chance zumindest in Bonn die richtigen Weichen zu stellen.