Zum zehnten Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze  gestern, Donnerstag, 11. März, “12 Punkte für die Vollendung des Atomausstiegs” 2022  vorgelegt und vor der Bundespressekonferenz in Berlin dazu Stellung genommen.

"12 Punkte für die Vollendung des Atomausstiegs..."; Svenja Schulze bild bmu
“12 Punkte für die Vollendung des Atomausstiegs…”; Svenja Schulze;  bild Sascha Hilgers bmu

In dem  Papier sind Maßnahmen und Positionierungen in Deutschland, auf EU-Ebene und international. Diskutiert wurde die Position des BMU am selben Tag  bei der BMU-Konferenz “Atomkraft 10 Jahre nach Fukushima”, an der neben Ministerin Schulze auch ihre Amtskolleginnen Tinne van der Straeten aus Belgien und Leonore Gewessler aus Österreich teilnehmen.

Svenja  Schulze führte dazu  weiter aus: „…es bleiben nukleare Risiken, die weitere konsequente Schritte erfordern: in Deutschland, in Europa und weltweit. Unsere Arbeit ist mit dem deutschen Atomausstieg Ende 2022 nicht beendet. Im Gegenteil: Mein Ministerium und ich arbeiten mit voller Kraft weiter, um den Atomausstieg in Deutschland konsequent zu vollenden, Atomrisiken in Europa zu reduzieren und die nukleare Sicherheit weltweit zu erhöhen.”

Zur Vollendung des deutschen Atomausstiegs gehört nach Ansicht von Ministerin Schulze auch die Schließung der hiesigen Atomfabriken in Gronau und Lingen. Ein entsprechender Vorstoß des BMU fand in dieser Legislaturperiode allerdings nicht die nötige Unterstützung in der Bundesregierung. Ein reines Exportverbot in grenznahe Alt-AKW ist nicht rechtssicher  möglich,  heißt es im Statement Svenja Schulzes dazu. Dennoch konstatierte die Ministerin: “Unser Atomausstieg ist nicht mit der Produktion von Brennstoff und Brennelementen für Atomanlagen im Ausland vereinbar. Die Schließung wurde damals beim Ausstiegsbeschluss versäumt. Sie jetzt nachzuholen ist der rechtssichere und richtige Weg, um diesen Zustand zu beenden”, so Schulze.

Auf europäischer Ebene will das Bundesumweltministerium künftig verstärkt den Schulterschluss mit

"...für eine Stilllegung der Uranfabrik in Gronau stimmen ...!" Bild :Umwelt- und Energie-Report
“…für eine Stilllegung der Uranfabrik in Gronau stimmen …!”
Bild :Umwelt- und Energie-Report

anderen atomkritischen Staaten suchen. Sie  kündigte eine klare internationale Positionierung und eine stärkere Unterstützung der Bundesländer in Grenzregionen an. Sie konstatierte: “Ich respektiere den Grundsatz nationaler Energiesouveränität. Aber mir bereitet die zunehmende Überalterung der europäischen Atomkraftwerke große Sorge!“

Im Dezember war es unter deutscher Beteiligung gelungen, im Rahmen der Espoo-Konvention einen verbindlichen Leitfaden zu verabschieden, der festlegt, unter welchen Bedingungen grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) bei AKW-Laufzeitverlängerungen durchgeführt werden müssen. Zuständig für eine Beteiligung an derartigen ausländischen UVP-Verfahren sind in Deutschland die Landesbehörden. Das BMU will künftig diese Behörden fachlich stärker unterstützen, wenn sie sich an diesen Prüfungen beteiligen.

Auf internationaler Ebene wird sich das BMU auch nach Abschaltung der letzten deutschen AKW für höchste Sicherheitsstandards einsetzen. Ähnliches gilt für die Atomhaftung, wo in vielen Ländern – anders als in Deutschland – noch kein Prinzip der unbegrenzten Betreiberhaftung gilt. Wichtige Voraussetzung für ein wirksames Eintreten für höchste Standards ist der Kompetenzerhalt in Deutschland. “Deutschland soll sich auch ohne eigene AKW weiterhin engagiert in den internationalen Atom-Diskurs einbringen können. Es kursieren viele Mythen zur Atomkraft, denen wir mit validen Fakten auf dem neuesten Stand begegnen wollen”, stellte Svenja  Schulze klar.

Eine klare Absage erteilte die Ministerin  Forderungen, für den Klimaschutz auf Atomkraft zu setzen. “Das wäre ein fataler Irrtum.” Wenn man Folgekosten und Risiken einrechne, sei sie die teuerste Option zur Stromgewinnung. Neubauprojekte seien nicht nur zu teuer, sondern dauerten auch viel länger als man sich angesichts der Klimakrise erlauben könnte. Zudem produzierten sie Müll für 30.000 Generationen. “Das ist alles andere als nachhaltig – zumal es mit den erneuerbaren Energien wesentlich günstigere, sichere und nachhaltige Energietechnologien gibt.”