“…grüne Energien in den nördlichen Meeren erschließen… !”
Am gestrigen Montag, 24. April, haben sich neun Länder zum weiteren Nordsee-Gipfel getroffen – diesmal im belgischen Ostende. Es ging bei dem Treffen darum grüne Energien in den nördlichen Meeren zu erschließen, auch im Atlantik sowie in der Irischen und der Keltischen See. Das Treffen wurde bereits am vergangenen Freitag, 21. April, während der Regierungspressekonferenz in Berlin ausführlich diskutiert. Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann verkündete Bundeskanzler Olaf Scholz nehme auf Einladung des belgischen Premierministers Alexander De Croo teil.
Das erste Zusammentreffen in diesem Format hatte am 18. Mai 2022 in Esbjerg in Dänemark stattgefunden. Neben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des ersten Gipfels – den Regierungschefinnen und -chefs Dänemarks, der Niederlande, Belgiens, Deutschlands sowie der Präsidentin der EU-Kommission – waren bei diesem Treffen zudem die Staats- und Regierungschefs Frankreichs, Irlands, Luxemburgs und Norwegens eingeladen. Ebenfalls teilgenommen haben Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, seine jeweiligen Amtskolleginnen und -kollegen sowie die EU-Kommissarin für Energie, Kadri Simson.
Im Vorfeld haben die Teilnehmer Frankreich, Irland, Luxemburg, Norwegen und das Vereinigte Königreich auch in einem gemeinsamen Namensbeitrag bei der in Brüssel erscheinenden Springer Zeitung „Politico“ bereits erklärt, welche Ziele sie zusammen in der Nordsee verfolgen.
Darin haben sie herausgestellt sie würden, um Europas Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, nun ebenfalls ihr politisches Gewicht in die Waagschale werfen. Es ging bei dem Treffen darum grüne Energien in den nördlichen Meeren zu erschließen, auch im Atlantik sowie in der Irischen und der Keltischen See. Gemeinsam wollen sie ihre Bestrebungen bündeln und koordinieren, um die Offshore-Windenergie auszubauen und ein Offshore-Stromnetz zu installieren, welches die Länder verbindet. So haben sie erklärt, wollen sie die Weichen für eine grüne europäische Wirtschaft stellen, die von Offshore-Kraftwerken angetrieben wird.
Das gemeinsames Ziel für Offshore-Windkraftanlagen ist demnach eine Leistung von 120 Gigawatt bis 2030 und mindestens 300 Gigawatt bis 2050. Das übersteigt die Erzeugungskapazitäten, über die jedes der Unterzeichnerländer auf nationaler Ebene derzeit verfügt. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen sich die Länder nun für die Errichtung eines kompletten Stromsystems in der Nordsee auf der Grundlage erneuerbarer Energien durch Entwicklung von Kooperationsprojekten einsetzen.
Natürlich handelt es sich dabei, wie die Länder auch in ihrem gemeinsamen Artikel bestätigen, um ein kolossales Unterfangen „…und ein echtes Beispiel gelebter Energiewende!“ Massive Investitionen in Infrastruktur sowohl an Land als auch auf See sind dafür nötig.
Die Länder gestehen aber auch, dass sie sich vor ein politisches und ökologisches Dilemma gestellt sehen. Da ist die Klimakrise, während sich gleichzeitig der Zustand einiger ihrer Ökosysteme verschlechtert. Offshore-Windenergie ist wesentlicher Bestandteil des Klimaschutzes und der Wahrung der gemeinsamen Energiesicherheit. Und sie sind sich auch bewusst , dass die Zeit drängt – deshalb wollten sie an die Fortschritte anknüpfen, die beim Abbau bürokratischer Hürden für Projekte im Bereich erneuerbare Energien bereits erreicht wurden.
Alle am Treffen beteiligte Länder sich sicher, dass sie nicht jahrelang auf Genehmigungsprozesse warten können, während die globalen Temperaturen steigen und autokratische Regierungen die Möglichkeit
haben, „…uns das Licht in unseren Wohnzimmern abzudrehen und unsere Industrieproduktion zum Erliegen zu bringen. Stattdessen müssen wir auf einen schnellen Ausbau der Offshore-Windkraft hinarbeiten und gleichzeitig alles Erdenkliche tun, um unsere gesunden und robusten Meeresökosysteme für künftige Generationen zu bewahren“, heißt es im gemeinsamen Statement bei „Politico“.
Die Energiewende bildet andererseits auch einen Eckpfeiler für den Erhalt den Wettbewerbsfähigkeit in der Weltwirtschaft. Die nördlichen Meere sollen zu einer bedeutenden Quelle sauberer, bezahlbarer Energie in Form von Strom und Wasserstoff für unsere Industrie und Wirtschaft werden. Die Länder sind sich aber auch der Notwendigkeit bewusst, dass sicherstellen zu müssen, dass sie nicht einfach von einer Abhängigkeit in die nächste geraten. Sie wollen deshalb die europäische Wertschöpfungsketten im Bereich grüne Technologien stärken und die Herkunft der kritischen Rohstoffe für Windkraftanlagen, Batterien und dergleichen diversifizieren. Dabei werden wollen sie im Rahmen von NATO und EU zusammenarbeiten, um die Sicherheit der Infrastruktur auf See und unter Wasser zu erhöhen, und unsere Bemühungen verstärken, wachsenden herkömmlichen wie hybriden Bedrohungen wirksam zu begegnen.
Bereits vor dem Treffen haben sie sich quasi geschworen, festgehalten im gemeinsamen, veröffentlichten Statement, dass sie beim Treffen die Weichen stellen wollen und müssen, um einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg hin zu einem grünen und wettbewerbsfähigen Europa zu gehen , in dessen nördlichen Meeren sich noch viel mehr Windräder drehen. Ihre schriftlich festgehaltene Erkenntnis: „Jede Windturbine bringt uns näher an eine Zukunft ohne fossile Energien!“ Und: auch: „Wir kennen den richtigen Kurs. Nun gilt es, Fahrt aufzunehmen!“
Unterzeichnet haben den Beitrag bei “Politico”: Alexander De Croo, Mette Frederiksen, Emmanuel Macron, Olaf Scholz, Leo Varadkar, Xavier Bettel, Mark Rutte, Jonas Gahr Støre und Rishi Sunak.