Klage beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht und einen sofortigen Stopp der Bauarbeiten an der Anschlusspipeline für das LNG-Terminal Rügen hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) am vergangenen Dienstag, 09. Januar beantragt.

"Das Kartenhaus bricht zusammen  ..... !"  Sascha Müller-Kraenner, bild duh
Das Kartenhaus bricht zusammen ….. !” Sascha Müller-Kraenner, bild duh

Zuvor hatte das Bergamt Stralsund am Montagabend, 08. Januar,  den Weiterbau der noch nicht fertig gestellten Pipeline auch für die Monate Januar und Februar zugelassen, obwohl ursprünglich ein absolutes Bauverbot während der Heringslaichzeit von Januar bis Mai festgelegt wurde, kritisiert die DUH.  Der Gasnetzbetreiber Gascade hatte die Arbeiten beantragt, um die Pipeline im Bereich des Greifswalder Bodden an mehreren Unterwasserbaustellen mit Sediment abzudecken. Diese Arbeiten sollten selbst laut Gascade und gerade mit Rücksicht auf die Laichzeit vor Jahresende abgeschlossen werden. Die Folgen der jetzt in Januar und Februar zugelassenen Bauarbeiten für das sensible Ökosystem der Ostsee als auch für die Fischerei wären fatal, klagt die DUH.  Sie fordert von Bundes- und Landesregierung, an der Baubeschränkung für die Monate Januar bis Mai festzuhalten und währenddessen das Gesamtprojekt einer Prüfung zu unterziehen.

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH konstatiert im Zusammenhang mit der eingereichten Klage: „Das Kartenhaus bricht zusammen: Das LNG-Terminal Rügen kann in diesem Winter nicht fertig gestellt werden. Damit leistet es auch keinen Beitrag zu Versorgungssicherheit. Dass jetzt auch noch mitten in der für den Bestand des Ostseeherings wichtigen Laichzeit gebaut werden soll, ist eine weitere Katastrophe für Naturschutz und Fischerei. Uns lässt dies keine andere Wahl, als nochmals gegen dieses unnötige Projekt vor Gericht zu ziehen. Wir werden einen sofortigen Baustopp einklagen und fordern Bundes- und Landesregierung auf, dieses unnötige LNG-Terminal endlich ganz abzusagen. Das Bundesverwaltungsgericht muss sofort einen Baustopp erlassen, um das Laichgeschehen des stark gefährdeten Ostseehering zu schützen.“

Der Umweltverband kritisiert konkret weiter die vom Betreiber Gascade geplanten Bauarbeiten machten einen umfangreichen Schiffsverkehr mit hohen Unterwasserschall-Emissionen sowie Schütt- und Baggerarbeiten mit einer erheblichen Trübung des Wassers erforderlich. Stattfinden sollen diese demnach  genau in dem Bereich, den der Ostseehering für die Einwanderung in sein wichtigstes Laichgebiet im Greifswalder Bodden durchqueren muss. Das bundeseigene Thünen-Institut für Ostseefischerei geht davon aus, dass die nun genehmigten Arbeiten das Laichgeschehen des Herings erheblich gefährden können. Auch eine am Montag  neu veröffentlichte Nebenbestimmung schafft keine Abhilfe stellt die DUH fest: Laut Thünen-Institut gibt es keine wissenschaftliche Evidenz, dass diese die gewünschte Schutzwirkung für den Hering entfaltet. Negative Auswirkungen ließen sich demnach nur durch einen Baustopp ausschließen. In der Folge der Arbeiten würden auch streng geschützte

 „Die ökologischen Folgen werden immer gravierender....!" Constantin Zerger
Die ökologischen Folgen werden immer gravierender….!” Constantin Zerger

Meeresenten und marine Schutzgebiete irreversibel geschädigt, da sie auf den Heringslaich als Nahrung während der Winterrastzeit angewiesen sind.

Und Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH: kommt zu dem Ergebnis:  „Die ökologischen Folgen werden immer gravierender, der energiepolitische Nutzen ist dagegen verschwindend. Die Gasspeicher sind zu knapp 90 Prozent gefüllt, an der Nordsee sind LNG-Terminals längst in Betrieb. Eine Gasversorgungskrise ist damit mehr als unwahrscheinlich. Das bestätigen aktuell auch Aussagen der Bundesnetzagentur. Daraus müssen endlich Konsequenzen folgen und die ökologische Zerstörungswut beim Bau des LNG-Terminal Rügen gestoppt werden“, fordert Zerger und klagt: „ Mit der Zulassung der Bauarbeiten während der Herlingslaichzeit überschreitet das Bergamt eine rote Linie, die es zuvor selber gezogen hatte. Wir beantragen deshalb einen sofortigen Baustopp beim Bundesverwaltungsgericht. Die Wintermonate müssen darüber hinaus genutzt werden, dieses unnötige Projekt ehrlich zu hinterfragen.“