EDF und Areva: Gemeinsam schwach

Der französische Staatskonzern Electricite de France (EdF) hat sich mit der Teil-Übernahme des ebenfalls staatlichen Atomkonzerns Areva Ende vergangener Woche ein Gewicht um den Hals gelegt, das ihn mit nach unten in die Tiefe reißen kann.
Areva machte im vergangenen Jahr fast fünf Milliarden Euro Verlust. Und die Zukunftsaussichten sind noch schlechter geworden. Nach moderaten Schätzungen wird der Finanzbedarf zur Erhaltung des Atomkonzerns für die nächsten zwei Jahre auf mindestens sieben Milliarden Euro taxiert. Dahinein sind viele Unwägbarkeiten noch nicht eingerechnet.
Zum Beispiel: Wie wird sich die angekündigte Energiewende des französischen Präsidenten Francoise Hollande auf die beiden Konzerne auswirken? Der Anteil der Atomenergie an der Stromerzeugung soll von heute 75 Prozent bis 2025 auf 50 Prozent reduziert werden. Statt eines Zubaus von Atomkraftwerken kommt es zu Stilllegungen im eigenen Land. Europaweit sieht es nicht viel anders aus. Für die Stilllegung von Atommeilern müssen die Konzerne seit 2006, gesetzlich verpflichtet, Rückstellungen bilden.

Wie man es nicht machen sollte!

Prestige-Projekte wie der im Bau befindliche Reaktor Flamanville 3 drohen zu Vorzeigeprojekten dafür zu werden wie Atomkraftwerke nicht gebaut werden dürfen.

Beim eingebauten Deckel des Druckbehälters im Reaktor gibt es große Probleme mit dem Stahl. In den Auseinandersetzungen zwischen der französischen Atomaufsicht ASN dem staatlichen Energiekonzern EdF und seinem Übernahme-Kanidaten Areva tauchen Vorwürfe in Richtung Mauschelei und mangelhafte Aufsicht auf.
Fakt ist: Muss das bereits eingebaute Druckgefäß, der erwähnte Deckel also, umgebaut oder gar ganz neu konzipiert und gebaut werden, kommt es nicht nur zu hohen Zusatzkosten. Auch weitere Reaktor – Projekte von Areva in England (Hinkley-Point C ) und in China geraten in Gefahr.

Auch Berlin könnte betroffen sein
Aber auch Deutschland könnte von den Entwicklungen betroffen sein. Flamanville 3 sollte den ältesten französischen Atommeiler Fessenheim ersetzen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte bereits die französische Regierung aufgefordert das umstrittene Atomkraftwerk abzuschalten. Der Atommeiler liegt 1,5 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt am linken Rheinufer zwischen

Mulhouse und Freiburg im Breisgau. „Wie Sie wissen“, schrieb Hendricks ihrer französischen Kollegin Ségolène Royal, „ ist die Bevölkerung im grenznahen Bereich über die Sicherheit des Atomkraftwerks sehr besorgt“, heißt es in dem Schreiben. Hendricks bat darum, die Sorgen zu berücksichtigen und „die Stilllegung des Kraftwerks zum frühestmöglichen Zeitpunkt vorzusehen“. Kosten für die Stilllegung und den Rückbau winken.
Es werden aber noch weitere hohe Kosten auf den französischen Atom-Staat und seine Unternehmen EDF und Areva zukommen. So wird in Brüssel heftig daran gearbeitet das europäische Haftungsrecht für atomare Unfälle anzugleichen. Frankreich hinkt mit seinen Haftungssummen noch weiter hinter Staaten wie Deutschland hinter her. Wir haben die französische Energieministerin Segolene Royal bereits vor längerer Zeit im Rahmen eines geplanten Interviews die Frage gestellt:

„Das Institut de Radioprotection et de Surete Nucleaire (IRSN) hat die Schäden durch ein mit dem nuklearen Ereignis in Fukushima vergleichbaren Fall in Frankreich im Februar 2013 auf etwas 430 Mrd.€ geschätzt. Deutschland hat bisher eine Haftungsobergrenze durch einen gemeinsamen Fonds der Atomkraftwerksbetreiber bis zu 2,5 Mrd €. Die Obergrenze Frankreichs liegt bei etwa 90 Mio €. Müsste diese Summe in einem gemeinschaftlichen Europa nicht dringend angepasst werden?“
Wir haben auf diese Frage und ähnliche bei denen auch atomare Kosten eine Rolle spielten keine Antworten erhalten. Lesen Sie dazu auch: Kritische Fragen?- Keine Antwort!