Wintershall Repräsentanz in Moskau
Wintershall Repräsentanz in Moskau

Deutschlands größter Gasförderer Wintershall, Sitz Kassel, will sich am Ausbau der Nord-Stream-Pipeline für den Transport russischen Erdgases durch die Ostsee zu europäischen Kunden beteiligen.

Eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichneten die BASF-Tochter und Gazprom am Freitag (1.Juli) vergangener Woche.
Die Erweiterung der Nord-Stream-Pipeline soll aus zwei weiteren Strängen bestehen, die zusätzlich bis zu 55 Milliarden Kubikmeter russisches Erdgas direkt nach Deutschland transportieren könnten. Auch die Energiekonzerne Eon, OMV aus Österreich und Shell sitzen bei dem Projekt schon mit im Boot.
„In Anbetracht des steigenden Gasbedarfs des vereinten Europas wird der Ausbau der Gastransport-Infrastruktur, mit der die russischen Gasvorkommen direkt mit den europäischen Märkten verbunden werden, einen Beitrag zur weiteren Verbesserung der sicheren Gasversorgung des europäischen Kontinents leisten“, erklärte Alexander Medvedev, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Gazprom.

Gazprom-Vizevorstandschef Alexander Medwedew: Beitrag zur Verbesserung der europäischen Gasversorgung
Gazprom-Vizevorstandschef Alexander Medwedew: Beitrag zur Verbesserung der europäischen Gasversorgung

Seit Oktober 2012 sind die ersten zwei Leitungen der Nord Stream in Betrieb, an denen die BASF-Tochter Wintershall mit 15,5 % beteiligt ist. Das russische Erdgas landet in Lubmin an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns an und wird über die beiden Anschlussleitungen OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungs-Leitung) und NEL (Nordeuropäische Erdgasleitung) weiter zu den Kunden in West- und Mitteleuropa transportiert. „BASF und Gazprom arbeiten bereits seit mehr als 20 Jahren beim Bau von Leitungen zur sicheren Versorgung Europas mit russischem Erdgas zusammen“, betonte Hans-Ulrich Engel, Mitglied des Vorstands der BASF.

IEA: Europas Gasverbrauch wird steigen
Experten erwarten, dass der Gasverbrauch der EU weiter steigen wird. Laut IEA Prognose soll die europäische Gasförderung um etwa 2 % pro Jahr sinken, der Verbrauch jedoch um 0,6 % pro Jahr steigen.

Mit dem Ausbau von Nordstream würde die Stabilität der Gasversorgung auch in Deutschland zunehmen. Dagegen könnte die Ukraine ihren Status als wichtiges Gas-Transitland immer mehr einbüßen. Dies scheint auch ein Ziel Moskaus zu sein. Präsident Putin zielt ganz offensichtlich mehr und mehr darauf die Ukraine beim Gastransport russischen Gases in den Westen zu umgehen.

Wir berichteten bereits im März: Gazprom und Wintershall wollen Ukraine umgehen. In unserem Beitrag weisen wir darauf hin, dass Gazprom seinerzeit in einer Erklärung darauf hingewiesen hatte, dass die EU-Kommission Gazprom bisher die Nutzung von nur 50 Prozent der Kapazitäten von OPAL genehmigt habe, weil der Gaslieferant gemäß dem Dritten EU-Ener- giepaket keine Gaspipelines betreiben dürfe. Und fährt in der Erklärung fort:“OPAL stellt im Grunde genommen eine Fortsetzung der Ostsee-Pipeline Nord Stream dar und verbindet diese mit dem europäischen Gastransportnetz. Wegen der Einschränkung der EU-Kommission kann Nord Stream immer noch nicht mit voller Leistung betrieben werden.“ Lesen Sie dazu auch: Gazprom und Wintershall wollen Ukraine umgehen